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    Super Saurier

Ornithomimus velox

Der schnellste Dinosaurier

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Die aufregende Reise in die Welt der Super Saurier kommt zu ihrem Ende: Der zwölfte von zwölf Dino-Talern zeigt Ornithomimus velox, der, einmal in Fahrt gekommen, kaum aufzuhalten war. Ornithomimus ähnelte nicht nur, was sein Aussehen betrifft, einem modernen Strauß, er konnte auch ungefähr so schnell rennen wie einer.

Als Dinosaurier im 19. Jahrhundert immer populärer wurden, entwickelte sich zwischen den beiden US-amerikanischen Paläontologen Othniel Charles Marsh und Edward Drinker Cope ein erbitterter Wettstreit. Beide begannen ab den 1870er-Jahren in den Weiten des damals noch „Wilden Westens“ nach Dinosaurier-Knochen zu suchen. Ihre Konkurrenzkämpfe wurden so intensiv, dass sie als „Bone Wars“ in die Geschichte eingingen. Wie in einem schlechten Hollywood-Film tauchen in der Geschichte rund um die „Bone Wars“ alle Versatzstücke eines Westerns auf. Der Büffeljäger und grandiose Selbstdarsteller Buffalo Bill war im Team von Marsh, der sich auch mit den Sioux-Indianern verbündete, während Cope Bündnisse mit den Crow-Indianern einging. Selbst in der Nähe des Schlachtfeldes am Little Big Horn, wo die Truppen von General George Armstrong Custer 1876 bei einem Angriff alliierter Indianerstämme vernichtet wurden, fanden hektische Grabungen statt.

Der nahezu selbstzerstörerische Wettstreit der beiden brillanten Paläontologen resultierte in der Entdeckung von 142 neuen Dinosaurier-Arten und von zahlreichen anderen neuen Tierarten. Das Hauptziel waren natürlich besonders große und extravagante Formen wie Diplodocus, Triceratops oder Stegosaurus. Andere Funde wurden eher stiefmütterlich behandelt, sodass ihre wahre Bedeutung oft erst viel später erkannt wurde. Einer davon ist Ornithomimus velox, von dem Marsh ursprünglich lediglich einen Teil eines Hinterbeins und Fragmente einer Hand fand. Damit konnte er seinen Konkurrenten sicher nicht beeindrucken. Aufgrund der Ähnlichkeit der Beinknochen mit jenen von Vögeln – Marsh verglich sie in seiner Publikation 1890 mit jenen eines Truthahns und eines Straußes – benannte er das Fossil Ornithomimus, was übersetzt „Vogel- Nachahmer“ heißt. Marsh vermutete anscheinend auch bereits, dass es sich um einen schnellen Läufer handeln musste und verlieh dem Dinosaurier den Artnamen velox, was auf Lateinisch schnell bedeutet.

Kleiner Kerl mit langen Gliedern
Ornithomimus sah tatsächlich wie ein prähistorischer Strauß aus. Er lief auf langen Hinterbeinen mit je drei kräftigen Zehen und hatte schlanke lange Arme und einen flexiblen langen Hals. Im Unterschied zum Strauß besaß er auch einen langen Schwanz. Der Schädel war klein und langgestreckt, hatte aber Raum für große Augen und ein relativ großes Gehirn. Wie bei Vögeln war der Kiefer zahnlos und endete in einem Schnabel. Mit kaum vier Metern Länge war Ornithomimus velox eher klein und wog wahrscheinlich um die 150 Kilogramm. Die Gattung Ornithomimus ist inzwischen durch zwei Arten belegt.

Neben Ornithomimus velox, der vorwiegend aus kreidezeitlichen Ablagerungen in Colorado bekannt ist, lebte zur gleichen Zeit im heutigen Kanada eine zweite Art, Ornithomimus edmontonicus, die 1933 vom berühmten Dinosaurierjäger Charles Mortram Sternberg beschrieben wurde. Von dieser Art wurden in den Jahren 2008 und 2009 auch Exemplare gefunden, bei denen noch Abdrücke von Federn erkennbar sind. Die Ornithomimiden waren also eine weitere Gruppe gefiederter Dinosaurier. Rumpf und Hals waren überwiegend mit kleinen Daunenfedern bedeckt. Nur an den Armen fanden sich auch längere Federn, die an kurze Flügel erinnern. Unterhalb der Hüfte waren die Tiere aber nackt. Weder Federn noch Schuppen bedeckten die Beine.

60 bis 80 km/h
Besonders auffällig sind die langen Unterschenkel von Ornithomimus, die deutlich länger als die Oberschenkel sind, sowie die verlängerten Mittelfußknochen – typische Merkmale eines schnellen Läufers. Computermodelle errechneten Spitzengeschwindigkeiten von 60 bis 80 km/h, was einem modernen Strauß entspricht, der 70 km/h erreicht. Die heutigen Laufvögel nutzen diese Fähigkeit meist zur Flucht durch Davonlaufen. Im Notfall verwenden Strauße aber auch ihre kräftigen Krallen an den Hinterbeinen, um sich zu verteidigen. Ein Vergleich mit Ornithomimus liegt hier ebenso auf der Hand oder besser „auf dem Fuß“.

Was Ornithomimus fraß, ist unbekannt. Noch ist kein fossiler Mageninhalt bekannt. Allerdings fanden sich bei Skeletten kleine Gastrolithen in der Magengegend. Dabei handelt es sich um Steine, die zum Beispiel Vögel beim Fressen mit aufnehmen, um Nahrung zu zerreiben. Dieses Verhalten findet sich in erster Linie bei Pflanzenfressern und ist von
verschiedenen Dinosauriern bekannt. Trotzdem könnten die Tiere als Allesfresser auch kleine Reptilien und Insekten erbeutet haben. Auch hier könnte der Strauß ein Pendant aus der heutigen Tierwelt sein. Er ist überwiegend Pflanzenfresser, pickt aber ebenso Raupen und Heuschrecken auf – und auch Strauße haben Gastrolithen in ihren Muskelmägen.

Pachycephalosaurus wyomingensis

Der dickste Schädel

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Die vorletzte Dino-Münze portraitiert Pachycephalosaurus wyomingensis. Was für ein Dickschädel! Nicht nur war seine „Kopfbedeckung“ ungewöhnlich massiv, sie war noch dazu besetzt mit Stacheln und Höckern, die sehr sonderbar anmuten. Es scheint, als dekorierten übergroße Nusskrokant-Stücke das Haupt dieses größten „Dickkopfes“ unter den Pflanzenfressern.

Sein Name ist Programm. Pachycephalosaurus setzt sich aus dem altgriechischen „pachys“ und „kephale“ zusammen, was schlicht „dicker Schädel“ bedeutet. Tatsächlich sind die fossilen Schädel der Pachycephalosaurier unter den Dinosauriern einzigartig. Das namensgebende Schädeldach ist ungewöhnlich stark gewölbt und konnte bis zu 25 cm dick werden. Entlang des Randes des Schädeldaches ragten kurze, stumpfe Stacheln und Höcker hervor. Auch über der Nase waren kurze Stacheln angeordnet. Nach vorne lief der Schädel rasch zusammen und endete in einem kleinen Schnabel. Die Augen waren rund und nach vorne gerichtet. Damit konnte der Pachycephalosaurus stereoskopisch sehen und nahm seine Umwelt wie wir dreidimensional wahr. Das Tier hatte einen zarten Unterkiefer und zahlreiche kleine Zähne mit gezackten Kronen. Diese Zähne lassen vermuten, dass der Dickschädel-Dinosaurier vorwiegend Pflanzen fraß. Vielleicht verschmähte er aber auch Insekten nicht. Mehrere Arten dieser Gattung wurden im Laufe der Zeit beschrieben. Alle basierten auf Fragmenten von Schädeln. Da sich Bestachelung und die Schädelform anscheinend während des Wachstums eines Tieres änderten und auch zwischen Individuen unterschiedlich waren, dürften die Fossilien tatsächlich nur zu einer einzigen recht variablen Art gehören: Pachycephalosaurus wyomingensis. Bei jungen Tieren waren die Stacheln
noch vergleichsweise lang und das Schädeldach wenig verdickt. Mit den Jahren wurden die Stacheln immer mehr abgestoßen und kürzer. Dafür wurde das Schädeldach durch zusätzliche Knocheneinlagerung immer mehr verstärkt und entwickelte sich zu einer hohen Kuppel. So kurios diese Schädelform auch ist, so uneins sind sich die Wissenschaftler über deren Funktion.

Der Sinn einer Kuriosität
Die erste und populärste Theorie interpretiert die Schädel als Waffen, mit denen die Tiere gegeneinander kämpften. Wie Dickhornschafe und Steinböcke, die unter lautem Krachen aufeinanderstoßen, könnten sich die Pachycephalosaurier mit ihren Schädeln gegenseitig gerammt haben. Darauf deuten auch die häufigen Verletzungen an den Schädeldächern hin. An manchen Stücken wurden bis zu 23 mehr oder weniger kreisförmige Verletzungen gezählt. Vielfach weisen sie Spuren chronischer Entzündungen auf, die durch Infektionen entstanden sind. Eine andere Theorie vermutet, dass die Schädel eher als individuelles Erkennungsmerkmal dienten und durch Form und Farbe auf Artgenossen Signalwirkung hatten. Diese Idee wiederum wird dadurch gestützt, dass es bei Dickschädel-Dinosauriern wahrscheinlich einen Geschlechtsdimorphismus gab. Das heißt, Männchen hatten größere und höhere Schädeldächer als die Weibchen. Gerade die flacheren Schädel weisen keine Verletzungen auf, was darauf hindeutet, dass es sich um Weibchen oder Jungtiere handelt, die keine Brunftkämpfe ausfochten. Wahrscheinlich sind also beide Ansichten korrekt.
Da die dicken Schädelknochen auch enorm widerstandsfähig sind, blieben sie öfter fossil erhalten. Im Gegensatz dazu dürften die Knochen des restlichen Skelettes weniger robust gewesen sein. Bisher sind daher keinerlei Knochen von Pachycephalosaurus gefunden worden. Das macht eine korrekte Rekonstruktion des Tieres schwierig. Aufgrund von Skeletten verwandter Dickschädel-Dinosaurier nimmt man an, dass er ebenfalls auf den Hinterbeinen ging, einen langen, gestreckten Schwanz und relativ kurze Greifarme hatte. Wahrscheinlich erreichte er um die 4,5 Meter Körperlänge und wurde nur bis zu 500 Kilogramm schwer.
Dass man nur Schädeldächer gefunden hat, die oft wie Schotter über weite Strecken von Flüssen transportiert wurden, könnte auch einen Hinweis auf den Lebensraum
geben. Wahrscheinlich lebten die Dickkopf-Dinos in einiger Entfernung zu den Flusslandschaften, die zur Fossilisation gut geeignet gewesen wären. Wenn sie etwa, wie Steinböcke, bergige Landschaften bevorzugten, hätten ihre Knochen kaum eine Möglichkeit gehabt, eingebettet und als Fossilien überliefert zu werden.

Die geringe Zahl an Fossilien und die vermutlich hohe Variabilität der Schädel machen auch eine Abgrenzung zu verwandten Gattungen schwierig. Die meisten Stücke stammen aus Sandsteinen der kreidezeitlichen Hell-Creek-Formation in South Dakota und Montana in Nordamerika. In denselben Schichten fand sich neben vielen anderen Dinosauriern auch ein Schädel des Dickschädel-Dinosauriers Dracorex. Er unterscheidet sich scheinbar deutlich von Pachycephalosaurus durch einen wesentlich weniger gewölbten Schädel und durch deutlich längere Stacheln entlang des Hinterhaupts. Manche Forscher vermuten aber, dass er vielleicht trotzdem lediglich ein Jungtier des Pachycephalosaurus war. Die Entdecker hat der bizarre Schädel jedenfalls so beindruckt, dass sie ihn als Dracorex, also „Drachenkönig“, bezeichneten. Auch beim Artnamen bewiesen die Wissenschaftler Humor. Sie nannten die Art hogwartsia nach der Zauberschule Hogwarts in Joanne K. Rowlings Fantasy-Roman „Harry Potter“.

Microraptor gui

DER KLEINSTE SAURIER

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Wer das Wort „Dinosaurier“ hört, hat meist ein Bild von ausgestorbenen Giganten im Kopf – ob riesige Sauropoden wie Diplodocus oder gewaltige Fleischfresser wie Tyrannosaurus rex. Doch wie alle Tiergruppen weisen auch die Dinos ein sehr breites Spektrum an Größen auf, und neben den Riesen gibt es jede Menge „Zwerge“. Die unterschiedlichen Körpergrößen sind meist Anpassung an verschiedene ökologische Nischen – ein hundegroßer Pflanzenfresser wird andere Nahrungsquellen erschließen können als ein 40 Meter langer Koloss, dessen Kopf hoch in den Baumkronen steckt.

    Microraptor gui Münzserie Super Saurier

Wer das Wort „Dinosaurier“ hört, hat meist ein Bild von ausgestorbenen Giganten im Kopf – ob riesige Sauropoden wie Diplodocus oder gewaltige Fleischfresser wie Tyrannosaurus rex. Doch wie alle Tiergruppen weisen auch die Dinos ein sehr breites Spektrum an Größen auf, und neben den Riesen gibt es jede Menge „Zwerge“. Die unterschiedlichen Körpergrößen sind meist Anpassung an verschiedene ökologische Nischen – ein hundegroßer Pflanzenfresser wird andere Nahrungsquellen erschließen können als ein 40 Meter langer Koloss, dessen Kopf hoch in den Baumkronen steckt. Der kleinste derzeit bekannte Dinosaurier stammt aus etwa 130 bis 125 Millionen Jahre alten Seeablagerungen in der chinesischen Provinz Liaoning. Microraptor erreichte nur etwa 50 bis 70cm Länge und war damit ähnlich groß wie ein Huhn oder Fasan. Mit maximal 1 kg Körpergewicht war er auch ein sehr leichter Dinosaurier. Sein kleiner Schädel trug zahlreiche spitze Zähne. Stark gebogene Krallen finden sich an den Händen, und die zweite Zehe war wie bei allen Dromaeosauriern zu einer Sichelkralle vergrößert. Trotz der geringen Größe war Microraptor offensichtlich ein flinker Fleischfresser.

Der Traum jedes Paläontologen
Der Fund des Microraptor ist der Traum jedes Paläontologen. Am Boden des kreidezeitlichen Sees gab es keinen Sauerstoff und keine Aasfresser. Die Kadaver, die in den See eingeschwemmt wurden, sanken ab und wurden allmählich von Schlamm bedeckt. Unter diesen Bedingungen konnten sogar Weichteile erhalten bleiben. Daher ist das Skelett von Microraptor bestens erhalten und liegt fast wie ein Gemälde auf einer weißbeige gefleckten Sedimentplatte. Selbst die Federn sind als schwarzbrauner Kohlenstofffilm hervorragend erkennbar. Sie bilden einen Saum rund um das Schädeldach, entlang des Halses und gehen in bis zu 22 cm lange Schwungfedern entlang der Arme über. Aber auch die Hinterbeine zeigen nach hinten gerichtete lange Federn, und der lange, gestreckte Schwanz endet in einem Fächer aus Federn, aus dem zwei besonders lange Schwanzfedern weit herausragen. Am ersten Blick würde man das Fossil sofort als Vogel mit Schwanz ansprechen. Trotzdem ist Microraptor kein Vogel, sondern ein echter Dromaeosaurier. Da er also mit anderen „Raptoren“ wie Deinonychus und Velociraptor verwandt war und aufgrund seiner geringen Größe erhielt er im Jahr 2000 von chinesischen Wissenschaftlern den Namen Microraptor.

Flieger oder Gleiter
Wie bei den modernen Vögeln waren die langen Federn asymmetrisch aufgebaut, was darauf schließen lässt, dass die Tiere aerodynamisch und flugfähig waren. Die beiden Flügelpaare an Armen und Beinen könnten dabei wie die Flügel eines Doppeldeckers funktioniert haben. Ursprünglich wurde Microraptor als Gleiter interpretiert, der von Baum zu Baum segelte. Sein Skelettbau zeigt aber keine Anpassungen ans Klettern, und Windkanalversuche an Modellen legen nahe, dass er seine Flügel auch nicht wie einen Fallschirm nutzen konnte, um aus Bäumen auf Beutetiere zu stürzen. Neuere Untersuchungen des Schultergürtels und des Brustbeins weisen eher darauf hin, dass das Leichtgewicht aktiv fliegen konnte, wenn auch wahrscheinlich nicht so elegant wie moderne Vögel. Dies würde auch die hochentwickelten Schwungfedern erklären. Microraptor ist weiters einer der wenigen Dinosaurier, von denen man weiß, wie ihre Federn gefärbt waren. In den fossilen Federn fanden chinesische Wissenschaftler Überreste von schwarzen Pigmentplättchen. Wenn diese Plättchen in den Federn parallel angeordnet sind, wird das einfallende Licht gebrochen und erzeugt einen metallisch- grünen und blauen Schimmer. Einen ähnlichen Effekt macht sich der Pfau zunutze, aber auch Krähen zeigen irisierende Farben auf ihrem schwarzen Federkleid.

Über die Fressvorlieben von Microraptor geben gleich mehrere fossile Mageninhalte Auskunft. In einem Individuum wurden Knochen eines etwa 10 Zentimeter großen Säugetieres gefunden, das ein wenig an ein Opossum erinnert. Ein anderes Tier hatte noch die Reste eines kleinen Reptils im Magen. Das Besondere an diesem Reptil mit dem Namen Xianglong waren seine stark verlängerten Rippen, die mit Haut bespannt waren und entlang des Rumpfes zwei Segel bildeten. Damit konnte das Tier zwischen Bäumen gleiten und vor Feinden flüchten. Da Xianglong ebenso wie das Säugetier ein typischer Baumbewohner war, schien nun doch alles darauf hinzudeuten, dass Microraptor überwiegend in Bäumen lebte. Kurz darauf tauchte ein weiteres Exemplar auf, das belegt, dass Microraptor auch Vögel fraß. Die könnte er durchaus auch in Bäumen gefangen haben. Als aber ein Microraptor gefunden wurde, dessen letzte Mahlzeit aus Fischen bestand, war klar, dass er auch am Boden und entlang des Seeufers auf Jagd ging. Der kleine Dinosaurier war offensichtlich wenig spezialisiert und erbeutete alles, was noch kleiner als er selbst war.

War Microraptor nun wirklich der kleinste Dinosaurier? Sicherlich nicht! Zum einen kann man nicht ausschließen, dass in nächster Zeit noch viele neue Dinosaurierarten entdeckt werden, unter denen vielleicht auch ein noch kleinerer Dino dabei ist. Zum anderen ist heute erwiesen, dass Vögel nur ein kleiner Zweig der Dinosaurier sind, die im Gegensatz zu den Nichtvogel-Dinosauriern die große Asteroidenkatastrophe vor 66 Millionen Jahren überlebt haben. Damit ist aber auch klar, dass der kleinste Dinosaurier eigentlich der Kolibri ist!

Microraptor Größenvergleich

Steckbrief von Microraptor gui

Systematik: Theropoda, Dromaeosauridae

Länge: 77 Zentimeter

Gewicht: 1 Kilogramm

Ernährung: Fleischfresser

Alter: frühe Kreidezeit, vor 130-125 Millionen Jahren

Fundort: China

Argentinosaurus huinculensis

Der Größte unter den Riesen

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Der Argentinosaurus war das größte und schwerste Landtier der Erdgeschichte. Er lebte während der späten Kreidezeit vor 94 Millionen Jahren in Südamerika. Der Gattungsname des Riesen leitet sich von Argentinien ab, während der Artname auf die Ortschaft Plaza Huincul in der Provinz Neuquén verweist, wo die ersten Knochen gesammelt wurden. Aufgrund der ungewöhnlichen Größe wurde der größte Knochen ursprünglich sogar mit einem versteinerten Baumstamm verwechselt.

Der Pflanzenfresser gehört zur Gruppe der Titanosauria, die wiederum einen Entwicklungszweig der Sauropoden waren.  Sauropoden erscheinen erstmals während der Trias vor 228 Millionen Jahren und entwickelten sich zu einer der erfolgreichsten und artenreichsten Dinosauriergruppen.

    Argentinosaurus huinculensis

Wie alle großen Sauropoden war Argentinosaurus durch einen langen Hals, einen tonnenförmigen Rumpf, einen langen Schwanz und vier säulenförmige Beine gekennzeichnet. Eigentlich ist Argentinosaurus aber ein nahezu Unbekannter. Nur etwa 10% des Skelettes sind bisher gefunden worden. Dazu gehören einige Wirbel, Rippen, ein Schienbein und ein Oberschenkelknochen. Allein die Wirbelkörper haben einen Durchmesser von 50 cm. Mit den Dornfortsätzen erreichen sie sogar 160 cm – also etwa die Größe eines eher kleinen Menschen. Dieser magere Fossilbefund ist nicht untypisch für Sauropoden. Von den über 100 beschriebenen Gattungen kennt man bisher nur von den wenigsten weitgehend vollständige Skelette. Nach dem Tod zerfielen die großen Körper rasch und wurden von Aasfressern zerteilt und verschleppt. Oft finden sich daher nur einzelne Knochen, die bei Überschwemmungen oder durch Flüsse mitgerissen und im feinen Schlamm eingebettet wurden. Daher kann man den Argentinosaurus nur durch den Vergleich mit besser erhaltenen, nahe verwandten Sauropoden rekonstruieren. Aufgrund dieser Vergleiche vermuten Wissenschaftler, dass Argentinosaurus um die 30 bis 40 Meter Länge erreichte. Die Schätzungen des Gewichtes schwanken zwischen 60 und 90 Tonnen, wobei ein Wert um 70 bis 80 Tonnen am wahrscheinlichsten ist. Dass er also wie alle anderen Titanosauria einen recht kleinen Kopf hatte, ist zwar ziemlich sicher anzunehmen, aber vorläufig nicht durch Fossilien gesichert. Typische Titanosauria-Schädel hatten eine verlängerte Schnauze mit stiftartigen Zähnen und Nasenöffnungen, die nicht an der Schädelspitze, sondern nahe den Augenhöhlen lagen. Wie andere Titanosauria dürfte Argentinosaurus Nadelbäume, Palmen und Magnolien-Verwandte gefressen haben. Da die Zähne nicht zum Kauen geeignet waren, verschluckten manche Titanosauria Steine, die dabei halfen, die harte, faserige Nahrung im Magen zu zerreiben.

Im Gegensatz zu allen anderen Sauropoden hatten die Titanosauria einen leicht nach außen abgewinkelten Oberschenkel und daher eine breitere Beinstellung. Mit dem gewaltigen Gewicht kann man „keine großen Sprünge machen“, denn Gewicht und Muskelkraft setzen der Bewegungsfähigkeit enge Grenzen. Beim flotten Gehen dürfte Argentinosaurus eine Geschwindigkeit von rund sieben Kilometern pro Stunde erreicht haben, was dem raschen Gehen eines Menschen entspricht. Dies berechneten Wissenschaftler anhand eines Computermodells eines eingescannten rekonstruierten Argentinosaurus-Skelettes. Schnelligkeit war für die riesigen Sauropoden aber wahrscheinlich auch nicht von sonderlicher Bedeutung. Denn flüchten mussten sie aufgrund ihrer Größe kaum. Durch die gewaltige Körpergröße waren sie den meisten Fressfeinden schlicht davon gewachsen. Wie alle Titanosauria lebten sie vermutlich im Herdenverband, der einen zusätzlichen Schutz darstellte. Die größten Raubsaurier im Lebensraum des Argentinosaurus waren die etwa 10 bis 13 Meter langen Mapusaurus und Gigantosaurus, die einem Tyrannosaurus nicht unähnlich waren. Selbst diese großen Raubsaurier hätten wahrscheinlich um eine Herde Sauropoden einen großen Bogen gemacht.

Aufgrund von Fossilfunden, bei denen Knochen von mehreren Mapusaurus-Exemplaren ausgegraben wurden, vermuten einige Wissenschaftler, dass dieser Raubsaurier in Rudeln gelebt und gejagt haben könnte. Diese Rudel wären zumindest für Jungtiere von Argentinosaurus eine Bedrohung gewesen. Diese starteten als Winzlinge ins Leben. Eier von Argentinosaurus erreichten nur 22 cm Durchmesser. Die Jungtiere mussten daher ihr anfängliches Körpergewicht über 20.000 Mal vervielfachen, um das Gewicht eines erwachsenen Tieres zu erreichen. Auch Schlangen, die in der Kreidezeit erstmals große boaartige Formen entwickelten, konnten für junge Titanosauria gefährlich werden. Dies belegt ein berührender Fund aus Nordindien, bei dem zwischen Eiern und frisch geschlüpften Nestlingen eine Schlange gefunden wurde.

Wie alle anderen Nichtvogel-Dinosaurier starben die letzten Sauropoden an der Kreide-Tertiär-Grenze vor 66 Millionen Jahren aus. Da war Argentinosaurus bereits seit fast 20 Millionen Jahren verschwunden.

Steckbrief von Argentinosaurus huinculensis

Argentinosaurus Vergleich

Systematik: Sauropoda, Titanosauria

Länge: 30-40 Meter

Gewicht: 70-80 Tonnen

Ernährung: Pflanzenfresser

Alter: späte Kreidezeit, 96-94 Millionen Jahre

Fundort: Plaza Huincul, Argentinien

 

Wussten Sie, dass…
Sauropoden zu den frühen Stars unter den Dinosauriern gehörten?

Im 19. Jahrhundert entflammten in Nordamerika regelrechte „Knochen-Kriege“ um die Entdeckung neuer Dinosaurier. Da die neuen Funde auch in den Medien heftig diskutiert wurden, hatten die Dinosaurier für Förderer und Geldgeber große Strahlkraft. Einer dieser Mäzene war der Großindustrielle Andrew Carnegie (1835–1919). Er finanzierte die Ausgrabung eines Diplodocus-Skeletts in Wyoming und dessen Montage. Im Gegenzug wurde die Art nach ihm Diplodocus carnegii benannt. Er ließ Kopien des fossilen Skeletts herstellen und an die 10 bedeutendsten Museen der Welt verschenken – darunter auch Wien. Daher findet sich in den Inventarbüchern des Naturhistorischen Museums Wien der Vermerk: „Diplodocus carnegii, Seiner kaiserlich-königlichen apostolischen Majestät von Dr. Andrew Carnegie gewidmet, 1909“. Bis heute ist der Abguss von Dippy, wie das Skelett genannt wurde, das größte Dinosaurierskelett in Österreich.

Styracosaurus albertensis

Das längste "Nasenhorn"

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Neben dem Tyrannosaurus zählen Horndinosaurier, wie der gehörnte Triceratops, zu den bekanntesten Dinosauriern. Als eine der jüngsten Gruppen der Vogelbecken-Saurier entwickelten sich die Horndinosaurier oder Ceratopsia ab dem späten Jura. Die frühesten Vertreter waren kleine Tiere, die auf den Hinterbeinen liefen. Sie hatten keine Hörner und nur sehr schwach entwickelte Nackenschilde.  

In der Kreidezeit gingen die Horndinosaurier mehrheitlich zu einer vierbeinigen Fortbewegung über und erlebten eine außergewöhnliche Blütezeit, die erst durch den Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren beendet wurde.  Über 70 Gattungen und noch viel mehr Arten an Horndinosauriern sind bisher aus Ablagerungen in Asien und Nordamerika beschrieben worden. Alle Ceratopsia waren Pflanzenfresser und hatten eine papageiartige Schnauze, die mit einem Hornschnabel bedeckt war. Die verschiedenen Arten reichten von kleinen Formen mit kaum einem Meter Länge und etwa 20 Kilogramm bis zu gewaltigen Riesen von neun Meter Länge und mehr als neun Tonnen Gewicht.

Charakteristisch für die gesamte Gruppe sind markante und vielgestaltige Nackenschilde, oft mit bizarren Stacheln und unterschiedlich geformten Hörnern.

Die Funktion der Schilde ist umstritten. Bei einigen Horndinosauriern dienten sie sicherlich zur Verteidigung. So fanden sich auf dem Knochenschild eines Triceratops Bissspuren eines Tyrannosaurus. Gemeinsam mit den langen Hörnern über Augen und Nase wurden sie eventuell auch bei Kämpfen zwischen Artgenossen eingesetzt – ähnlich wie bei Brunftkämpfen zwischen Büffeln oder Hirschen. Dies belegen verheilte Verletzungen an Schilden, die vom Durchmesser gut zu Hörnern von Rivalen passen würden. Bei vielen Arten weisen die Knochen der Nackenschilde aber große Öffnungen auf, über die zu Lebzeiten nur Haut gespannt war. Diese Schilde waren kaum zur Verteidigung geeignet und wären auch bei Brunftkämpfen rasch durchstoßen worden. Allerdings führten die Öffnungen zu einer Gewichtsreduktion der schweren Schilde, die nun wahrscheinlich vorwiegend Signalwirkung hatten. Eventuell waren sie mit auffälligen Mustern und grellen Farben verziert. Auch Farbänderungen durch eine verstärkte Blutzirkulation wären denkbar. Die Muster könnten als individuelles Erkennungsmerkmal zwischen Artgenossen gedient haben oder auch die Rangordnung innerhalb der Herde festgelegt haben. Besonders ausladende Schilde waren sicherlich auch geeignet, den Träger größer und gefährlicher erscheinen zu lassen, als er tatsächlich ist. Einen ähnlichen Effekt macht sich die moderne Kragenechse zunutze, die ihre Feinde durch den plötzlich aufgespannten Hautkragen verwirrt. Durch die große Oberfläche könnten die Schilde zusätzlich der Wärmeregulation gedient haben. Auch hierfür gibt es in der modernen Tierwelt Beispiele. So können Afrikanische Elefanten Wärme über ihre großen und gut durchbluteten Ohren abgeben.

Der Horndinosaurier mit der auffälligsten Bestachelung war Styracosaurus albertensis. Über der Nase besaß er ein relativ gerade gestrecktes Horn von bis zu 60 cm Länge – das längste „Nashorn“ unter den Horndinosauriern. Dieses Horn war auch namensgebend, da das altgriechische „styrakos“ Lanzenschaft bedeutet.  Sein bis zu 2 Meter langer Schädel hatte einen ausladenden und bizarr geschmückten Nackenschild. Vier bis sechs lange, nur wenig voneinander weggebogene Hörner von bis zu 55 cm Länge ragten entlang der Oberkante und der Seiten aus dem Schild. Zusätzlich zierten kürzere Hörner und kleine Höcker den Schildrand. Die Schildfront war durch zwei große Öffnungen durchbrochen, die zu Lebzeiten durch Haut bedeckt waren. Mehrere Schädel von Styracosaurus sind bekannt. Alle unterscheiden sich etwas in der Bestachelung, was drauf schließen lässt, dass sich jedes Tier durch einen individuellen Stachelschmuck auszeichnete. Wahrscheinlich lebte Styracosaurus in Herden. Form und Anordnung der Zähne wiesen Styracosaurus als Pflanzenfresser aus, der mit seinem Papageienschnabel Bodenpflanzen abweidete und in seiner Zahnbatterie die harten Zweige und Blätter von Farnen und Palmfarnen zermahlte. Vielleicht konnten sie mit ihrem enormen Gewicht auch kleinere Bäume umknicken und dann die Blätter abrupfen.

Styracosaurus lebte in der späten Kreidezeit in Nordamerika. Die „Dinosaur-Park-Formation“, in der die meisten Knochen dieses Dinosauriers gefunden wurden, entstand aus Ablagerungen einer Flusslandschaft mit weiten Überschwemmungsflächen und Sümpfen. Eine dichte Vegetation aus Nadelbäumen, Farnen, Baumfarnen und verschiedenen Blütenpflanzen lieferte ausreichend Nahrung für große Dinosaurier. Styracosaurus teilte sich den Lebensraum mit anderen Horndinosauriern und zahlreichen Entenschnabeldinosauriern. Die größten Fleischfresser dieses Ökosystems waren die Tyrannosaurier Daspletosaurus und Albertosaurus. Bissspuren dieser Raubsaurier an den Knochen von Styracosaurus sind bisher aber keine gefunden worden. Vielleicht war ein Angriff auf eine Gruppe Styracosaurier einfach viel zu riskant, so wie sich Löwen von Nashörnern fernhalten und lieber harmlosere Beute jagen.

Vor etwa 75 Millionen Jahren wurde Styracosaurus durch seine vermutlichen Nachfahren, wie Rubeosaurus oder Einiosaurus, verdrängt und verschwand. Er starb somit bereits etwa 10 Millionen Jahre vor dem Ende der Kreidezeit aus.  

Steckbrief von Styracosaurus albertensis

Styracosaurus Vergleich

Systematik: Ornithischia, Ceratopsidae

Länge: 5,5 Meter

Gewicht: 2,7 Tonnen

Ernährung: Pflanzenfresser

Alter: späte Kreidezeit, 75 Millionen Jahre

Fundort: Alberta in Kanada

Wussten Sie, dass… die Horndinosaurier vielleicht Borsten hatten?

Bei einem spektakulären Fund eines kleinen Horndinosauriers aus China, bei dem selbst die Haut überliefert ist, sind entlang des Schwanzes lange, hohle, an Federn erinnernde Borsten erhalten. In einigen populärwissenschaftlichen Darstellungen werden Horndinosaurier daher mit Borsten an Rücken und Schwanz rekonstruiert. Da aber der chinesische Horndinosaurier, ein Psittacosaurus ohne Hörner und markantem Schild, nicht allzu nahe mit den großen Horndinosauriern wie Triceratops und Styracosaurus verwandt ist, bleibt diese Darstellung umstritten. Die Funktion der Borsten ist unklar. Vielleicht dienten sie zur Kommunikation zwischen Artgenossen. Zum Wärmen oder als Schutz waren sie sicher ungeeignet. Fossile Farbpigmente zeigen, dass Psittacosaurus eine dunkle Oberseite und einen hellen Bauch hatte. Doch dieser kleine Dinosaurier war ein Waldbewohner, dessen Farbgebung der Tarnung diente. Dass sich aber auch die riesigen und wehrfähigen Horndinosaurier tarnen mussten, ist unwahrscheinlich. Färbung und Musterung dieser Tiere bleiben daher unbekannt.

Deinonychus antirrhopus

Der cleverste Saurier

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Größe ist nicht alles. Einer der gefährlichsten und intelligentesten Dinosaurier war der nur etwa dreieinhalb Meter lange Deinonychus antirrhopus, der vor etwa 110 Millionen Jahren in Nordamerika lebte. Das auffälligste Merkmal von Deinonychus sind seine großen, sichelförmigen Klauen an den zweiten Zehen der Hinterbeine. Die Knochenklauen waren zu Lebzeiten zusätzlich noch mit einer scharfen Hornscheide überzogen und erreichten bis zu 12 Zentimeter Länge. Dieser gefährlichen Angriffswaffe verdankt Deinonychus seinen Gattungsnamen, der aus dem altgriechischen abgeleitet „schreckliche Kralle“ bedeutet. Die Beschreibung dieses kleinen Dromaeosauriers durch den amerikanischen Paläontologen John Ostrom im Jahr 1969 veränderte unser Bild von den Dinosauriern nachhaltig. Ostrom erkannte an dem Tier Merkmale, die auf einen agilen Räuber hinweisen.

    Sliderbild Deinonychus der 3-Euro-Münzen-Serie Supersaurier

Seine Kiefer trugen zahlreche klingenartige Zähne mit gezackten Rändern, die Deinonychus als Fleischfresser ausweisen. Der Schädel war relativ schmal und ermöglichte einen Blick nach vorne. Dadurch konnte Deinonychus stereoskopisch sehen und Entfernungen präzise abschätzen – eine wesentliche Voraussetzung für einen flinken und cleveren Räuber. Auch sein großes Gehirn deutet auf ein intelligentes Tier hin.

Fossile Fährten von Deinonychus zeigen, dass die Sichelkralle nach oben abgespreizt war und beim Laufen nicht den Boden berührte.  Wahrscheinlich nutze er die Kralle beim Angriff auf Beutetiere, um sie aufzuschlitzen. Auch die langen Vorderarme waren mit Krallen bestückt und zum Greifen geeignet. Mit seinen tödlichen Krallen zählte er somit zu den gefährlichsten Räubern der Kreidezeit. Fossilien von Deinonychus werden häufig gemeinsam mit Knochen des Pflanzenfressers Tenontosaurus gefunden, der mit dem bekannteren Iguanodon verwandt ist. Umgekehrt werden bei 20% aller Tenontosaurus-Fossilien auch Zähne und Knochen von Deinonychus entdeckt. Diese hohe Rate ist sehr ungewöhnlich und legt nahe, dass der acht Meter lange und drei Meter hohe Tenontosaurus die bevorzugte Jagdbeute des kleinen Raubdinos war. Allerdings wäre ein erwachsener Tenontosaurus für einen einzelnen Deinonychus zu groß und wehrhaft gewesen. Daher vermuten Wissenschaftler, dass Deinonychus, wie Wölfe, in kleinen Rudeln auf Jagd ging. Auffällig ist, dass die meisten Tenontosaurus-Überreste, die als potenzielle Deinonychus-Opfer interpretiert werden, von Jungtieren stammen, die sicher leichter zu überwältigen waren. Außerdem dokumentiert ein fossiler Mageninhalt eines Deinonychus, dass die Tiere sicher nicht nur größere Dinosaurier jagten, sondern alles fraßen, was ihnen in die Quere kam. Unter anderem war im Magen sogar eine Vogelkralle erhalten. Selbst Vögel waren vor ihm also nicht sicher. Kleinere Beutetiere dürfte Deinonychus angesprungen sein, um sie mit einem Fußtritt zu töten oder um sie mit einem Bein am Boden zu fixieren, mit den Krallen aufzureißen und sie bei lebendigem Leibe zu verspeisen. Ein vergleichbares Fressverhalten findet sich heute bei einigen Greifvögeln wie dem afrikanischen Sekretär.

In Computermodellen erreicht Deinonychus eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 35 bis 40 km/h, was sich gut mit Berechnungen deckt, die anhand von fossilen Spuren erstellt wurden. Damit war er sicher nicht der schnellste Dinosaurier. Da Deinonychus in tropischen Wäldern mit Flusslandschaften, Sümpfen und Lagunen lebte, war ausdauerndes, schnelles Laufen bei der Jagd nicht entscheidend. Vielmehr war er wahrscheinlich auf einen plötzlichen Angriff spezialisiert, der die Beute überraschte.

Mehrere parallel verlaufende Spuren eines nahe Verwandten des Deinonychus sind Hinweis, darauf, dass die Dromaeosaurier in Gruppen lebten. Die „Killerdinos“ waren also soziale Tiere. Ein spektakulärer Fund eines brütenden Deinonychus auf seinem Eigelege belegt, dass die Tiere auch Brutpflege betrieben.

Moderne Rekonstruktionen zeigen Deinonychus mit reichem Federkleid: Rumpf und Hals mit kurzen, enganliegenden Federn und mit langen, flügelartigen Federn an den Unterarmen. Meist wird auch der Schwanz mit einem Saum aus längeren Federn dargestellt. Ein lebensgroßes Modell eines derart gefiederten Deinonychus ist zum Beispiel im Sauriersaal des Naturhistorischen Museums in Wien ausgestellt. Ob das der Wirklichkeit entspricht, ist ungeklärt, denn fossile Federn wurden noch bei keinem Deinonychus nachgewiesen. Dass die Tiere gefiedert waren, ist aber weitgehend anerkannt. Federn wurden von zahlreichen andere Dromaeosauriern gefunden. Bei Velociraptor konnten an der Elle des Unterarms sogar kleine Knötchen nachgewiesen werden, die bei modernen Vögeln Ansatzstellen von Federn sind. Velociraptor hatte also mit Sicherheit lange Federn an den Unterarmen. Aufgrund der sehr nahen Verwandtschaft des mongolischen Velociraptor mit dem nordamerikanischen Deinonychus ist dieses Merkmal auch für die „Schreckenskralle“ anzunehmen.

Die Spuren des Deinonychus verlieren sich vor 108 Millionen Jahren nahe der Grenze von früher zu später Kreidezeit, lange vor dem Aussterben der Nichtvogel-Dinosaurier.

Steckbrief von Deinonychus antirrhopus

Deinonychus Vergleich

Systematik: Theropoda, Dromaeosauridae

Länge: 3,4 Meter

Gewicht: 70 Kilogramm

Ernährung: Fleischfresser

Alter: frühe Kreidezeit, 115-108 Millionen Jahre

Fundort: Nordamerika

Wussten Sie, dass…
alte Deinonychus-Modelle unverkäuflich sind?

Im bekannten Hollywood-Blockbuster Jurassic Park aus dem Jahr 1993 zeigte Regisseurs Steven Spielberg erstmals kleine Velociraptoren als intelligente, äußerst gefährliche und koordiniert jagende Raubsaurier. Die für ihre Zeit bahnbrechenden Animationen versuchten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse populärwissenschaftlich umzusetzen und lösten ein neues Dinofieber aus. In diesem Sog waren auch die Naturmuseen gezwungen, moderne Rekonstruktionen Ihrer Dinos zu präsentieren.  Einige Künstler spezialisierten sich auf plastische und lebensgroße Modelle, die den Stars aus Jurassic Park in nichts nachstanden. Auch animierte Modelle wurden immer lebensechter. Doch die Modelle von Velociraptor und Deinonychus hatten einen wesentlichen Fehler: Sie waren nackt! Als sich immer mehr die Ansicht durchsetzte, dass diese Dromaeosaurier, wie viele andere Dinosaurier, Federn gehabt hatten, wurden die teuren Modelle rasch unverkäuflich. „Nachfedern“ war meist nicht möglich, und die nun wieder veralteten Modelle mussten einer neuen Generation von Rekonstruktionen weichen.

Therizinosaurus cheloniformis

Die längsten Krallen

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Mit seinen extrem langen Krallen verbreitete der Therizinosaurus vor 70 Millionen Jahren weder Angst noch Schrecken. Er war Vegetarier.

Von vielen Dinosauriern kennt man nur wenige Knochen. Daher ist die Rekonstruktion oft schwierig. Beim Krallendino Therizinosaurus war es ähnlich. Als russische Forscher bei Ausgrabungen in der Mongolei im Jahr 1948 seltsam gebogene Knochen von etwa ein Meter Länge fanden, hielten sie diese vorerst für Klauen eines schildkrötenartigen Meeres-Reptils. Dieses Missverständnis führte zum Artnamen  cheloniformis, der „schildkrötenförmig“ bedeutet. Die Wissenschaftler vermuteten, dass die Krallen dazu dienten, Seegras abzureißen, und benannten das Fossil nach dem altgriechischen Wort für Abmähen: „therizo“.

    Therizinosaurus cheloniformis

Bald stellte sich heraus, dass die Fossilien extrem lange Krallen eines Dinosauriers sind, der während der späten Kreidezeit vor etwa 70 Millionen Jahren lebte. Bei späteren Expeditionen fand man noch Teile der Arme, einige Rippen und Knochen der Hinterbeine. Aus diesen Funden lässt sich errechnen, dass Therizinosaurus bis zu zehn Meter Länge erreichte. Sein Gewicht von fünf Tonnen entspricht in etwa dem eines Afrikanischen Elefanten. Schädel und Zähne fehlten aber bei allen Funden. Damit blieb eine wesentliche Frage unbeantwortet: Was fraß der Therizinosaurus?

Überraschungsfund: Reste von Federn und Dino-Eier

Inzwischen wurden auch Verwandte von Therizinosaurus gefunden, die besser erhalten sind. Ihre Schädel sind relativ klein im Vergleich zu den großen Körpern. Der Oberkiefer endet in einer scharfen Kante, die mit einem Hornschnabel bedeckt war, um Blätter und Äste abzurupfen. Die dicht gepackten und gesägten Zähne eigneten sich perfekt zum Zermahlen der Pflanzen. Trotz der furchterregenden Krallen war Therizinosaurus also ein Pflanzenfresser. Die langen Arme und Krallen dienten dazu, Zweige hoch in den Bäumen zu erreichen und zum Maul zu führen. Für diese Lebensweise mussten die Tiere aufrecht stehen und waren nur auf die Hinterbeine gestützt. Um dabei stabil zu stehen, hatte Therizinosaurus eine vierte kräftige Zehe entwickelt. Eine Überraschung brachte ein perfekt erhaltener Fund eines Verwandten von Therizinosaurus, der Reste von Federn aufweist. – Die ungewöhnlichen Dinos waren mit Federn bedeckt! 2011 machte ein japanisch-mongolisches Forscherteam eine weitere spektakuläre Entdeckung in der Wüste Gobi. Während einer Pause fielen einem der Paläontologen seltsame Scherben gleich neben dem Geländewagen auf. Rasch war klar, dass die „Scherben“ Bruchstücke von Dinosaurier-Eiern waren. Als die Wissenschaftler daraufhin die Umgebung untersuchten, stießen sie auf 17 Nester mit insgesamt 75 Eiern. Die etwa 13 Zentimeter großen Eier waren leer, aufgebrochen, und zum Teil fanden sich Schalenfragmente im Inneren. Die Jungtiere waren geschlüpft. Die große Zahl an Gelegen lässt vermuten, dass die erwachsenen Tiere in Gruppen lebten oder sich zumindest zur Eiablage trafen. Wahrscheinlich kümmerten sie sich auch um die Jungtiere. Dass es sich um Eier von Therizinosauriern handeln könnte, vermuteten die Wissenschaftler nur aufgrund von Knochenfunden in der Nähe der Eier. Da keine Embryos gefunden wurden, bleibt es jedoch umstritten, ob die Eier tatsächlich von den Krallendinos stammen.

Vom  Fleischfresser zum Vegetarier

Die Familie der Therizinosaurier gehört zur Großgruppe der Theropoden. Damit sind sie entfernt verwandt mit Fleischfressern wie Tyrannosaurus, aber auch mit den modernen Vögeln. Sie stammen somit auch von Fleischfressern ab und haben sich sekundär an Pflanzenkost angepasst. Nähere Vorfahren der Therizinosaurier treten bereits in der frühen Kreidezeit ab etwa 120 Millionen Jahren auf. Ihre größte Vielfalt und weiteste Verbreitung haben sie während der späten Kreidezeit. Sechs verschiedene Arten sind zu dieser Zeit aus Nordamerika, China und der Mongolei nachgewiesen. Therizinosaurier waren daher wahrscheinlich auf die Bereiche des ehemaligen Nordkontinents Laurasia beschränkt. Obwohl alle Arten beträchtliche Größen erreichten, war Therizinosaurus cheliformis der größte bekannte Vertreter der Therizionosaurier.

Heute wirkt die Wüste Gobi sehr lebensfeindlich. In der Kreidezeit war die Region allerdings dicht besiedelt. Die Ablagerung der Nemegt-Formation, in der die Knochen des Therizinosaurus gefunden wurden, zeugen von ehemaligen Flüssen und Seen, die von Wäldern aus hohen Nadelbäumen gesäumt waren. Das Klima war wesentlich feuchter als heute. Fossile Muscheln, Schnecken, Fische, Schildkröten, Krokodile und verkieselte Holzstämme fanden sich in den Sandsteinen. Berühmt wurden die Ablagerungen aber für die zahlreichen Dinosaurierfossilien. Viele gefiederte Oviraptoren-Arten, Ankylosaurier und Hadrosaurier durchstreiften die Wälder. Titanosaurier wie Nemegtosaurus und Opisthocoelicaudia waren die größten Pflanzenfresser dieses Lebensraumes. Das gefährlichste Raubtier war der bis zu zwölf Meter große Tyrannosaurier Tarbosaurus bataar. Ob auch Therizinosaurus auf seinem Speiseplan stand, ist aber unbekannt.

In der späten Kreidezeit begann sich das Klima in Asien zu ändern. Die Waldlandschaften wurden allmählich durch Wüsten verdrängt. Damit verschwand auch die Nahrungsquelle des Therizinosaurus. Wahrscheinlich starben diese Krallendinos daher schon vor dem Ende der Kreidezeit aus.

Steckbrief

Systematik: Theropoda, Therizinosauridae

Länge: 10 Meter

Gewicht: 5 Tonnen

Ernährung: Pflanzenfresser

Alter: späte Kreidezeit, 76-70 Millionen Jahre

Fundort: Mongolei, Wüste Gobi

Wussten Sie, dass…
Therizinosaurus „Nachahmer“ hatte?

Mit seinen extrem langen Krallen war Therizinosaurus unter den Dinosauriern einzigartig. Trotzdem war er im Laufe der Erdgeschichte kein „Einzelfall“. Die mit den Pferden verwandten Chalicotherien oder Krallentiere entwickelten im Miozän vor etwa 15 Millionen Jahren als Säugetiere eine ähnliche Lebensweise. Die bis zu 3 Meter hohen Tiere hatten verlängerte Vorderbeine mit langen, stark gebogenen Krallen, mit denen sie in den Bäumen nach Ästen angelten. Ihre Fossilien finden sich auch in den Ablagerungen rund um Wien und Bratislava. Völlig unabhängig wiederholte sich diese Entwicklung in Amerika bei den Riesenfaultieren. Sie lebten nicht in Bäumen, sondern am Boden und bildeten lange Krallen und verlängerte Arme aus, um auf den Hinterbeinen stehend Äste und Zweige heranzuziehen. Die größten Riesenfaultiere waren gleich groß wie Therizinosaurus und erreichten auch sein Gewicht. Originale Fossilien von Chalicotherium und Riesenfaultier kann man im Naturhistorischen Museum in Wien bestaunen.

Tyrannosaurus rex

Die längsten Zähne

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Tyrannosaurus gilt als eine der größten Tötungsmaschinen, die je die Erde beherrschten. Fossile Reste von T-rex, wie er auch genannt wird, wurden bisher nur im westlichen Nordamerika gefunden. Über 50 Individuen wurden bisher beschrieben, darunter einige nahezu vollständigen Skelette. Daher ist T-rex ein besonders bekannter Dinosaurier. Seine Darstellung in den Medien hat das Bild vom fleischfressenden Dinosaurier entscheidend geprägt. Mit mehr als zwölf Metern Länge, fünf Metern Höhe und über sieben Tonnen Gewicht wirkte er wahrlich furchteinflößend. Sein Körpergewicht begrenzte aber seine Sprintgeschwindigkeit, die wohl nur 15 bis 20 km/h betrug und höchstens kurzfristig auf 40 km/h gesteigert werden konnte.

    Slider Tyrannosaurus rex

Die stärkste Beißkraft aller Zeiten

Der bis zu 1,5 Meter lange Schädel von T-rex war massiv und saß auf einem kurzen S-förmigen Nacken. Große Öffnungen reduzierten das Gewicht des Schädels und dienten als Ansatzstellen für Muskeln. Zugleich wurde das Gewicht des Vorderkörpers und des Schädels mit einem langen Schwanz ausbalanciert. Seine Zähne waren nach hinten gebogen, durch Grate verstärkt und entlang der Kanten gezackt wie Sägeblätter – perfekt zum Zerreißen von Fleisch und zum Zerbrechen von Knochen. Der längste bekannt T-rex-Zahn erreicht mit Wurzel 30,5 Zentimeter und ist damit der größte Zahn eines fleischfressenden Dinosauriers. Im Vergleich dazu erreichte der längste Eckzahn einer Säbelzahnkatze „nur“ 28 Zentimeter. Zwei Drittel jedes Zahnes waren im gewaltigen Kiefer verankert. Damit erreichte T-rex unter allen fleischfressenden Dinosauriern die stärkste Beißkraft. Mit einem einzigen Biss konnte er 250 Kilogramm Fleisch aus seiner Beute reißen! 

Ein besonderes Merkmal des Riesen sind seine sehr kurzen Vorderarme. Sie waren nicht länger als die eines erwachsenen Menschen. Ihre Funktion ist noch immer umstritten. Vielleicht dienten sie dem Aufschneiden von Beutetieren oder halfen dem T-rex beim Aufrichten aus der Bauchlage. Anhand der Hinterbeine kann man sogar das Geschlecht der Tiere bestimmen. Wie bei heutigen Laufvögeln bildeten nur Weibchen in den Knochenmarkhöhlen so genanntes Röhrenknochenmark. Diese Struktur zeichnet sich durch eine besonders hohe Zahl an Blutgefäßen aus und diente als Kalziumquelle bei der Herstellung der kalkigen Ei-Schalen.

Aktiver Jäger oder Kadaverfresser?

Man vermutet, dass Tyrannosaurus den großen Herden der Entenschnabelsaurier und Hornsaurier nachstellte, die die Flusslandschaften Nordamerikas in der späten Kreidezeit bevölkerten. Bissspuren an Knochen eines Triceratops und mehreren Entenschnabelsaurier beweisen eindeutig, dass diese auf der Speisekarte von Tyrannosaurus standen. In bis zu 50 Zentimeter großen Kothaufen von Tyrannosaurus wurden zersplitterte Knochen von Triceratops gefunden. Bisse lassen sich sogar an Schädelskeletten von Artgenossen nachweisen. Es handelt sich aber wahrscheinlich um die Spuren von Revierkämpfen und nicht um Kannibalismus. Ob er ein aktiver Jäger war oder nur die verwesenden Kadaver fraß, lässt sich nach den Spuren nicht entscheiden. Auch ein berühmter Fund aus Montana (USA), bei dem fünf nebeneinanderliegende T-rex-Skelette gefunden wurden, kann diese Frage nicht beantworten. Zwar deutet er darauf hin, dass die gewaltigen Fleischfresser in Rudeln lebten, aber derartige Sozialstrukturen sind sowohl bei modernen Raubtieren als auch bei heutigen Aasfressern bekannt.

T-rex besaß ein relativ großes Gehirn und Schädelausgüsse zeigen, dass sein Geruchszentrum sehr gut entwickelt war. Auch moderne Aasfresser haben einen sehr leistungsfähigen Geruchssinn, um verwesende Kadaver über weite Distanzen ausfindig machen zu können. Genauso ist ein gutes Riechvermögen aber auch für Jäger von Vorteil. Ein Hinweis auf einen aktiven Räuber könnte der schmale Gesichtsschädel sein, der dreidimensionales Sehen und räumliche Wahrnehmung erlaubt und es Raubtieren ermöglicht, Entfernungen besonders gut abzuschätzen.

Gefiederte Tyrannenechsen

Unsere Vorstellung von Tyrannosaurus rex hat sich seit seiner Erstbeschreibung durch den amerikanischen Paläontologen Henry Fairfield im Jahr 1905 dramatisch verändert. Während frühe Rekonstruktionen an ein Känguru erinnern, bei dem der Schwanz am Boden aufliegt, wechselte die Darstellung erst in den 1990erJahren zu einer dynamischen Körperhaltung, bei der Kopf, Körper und Schwanz nahezu parallel zum Boden orientiert sind. Der zweite Schock folgte, als 2004 Dilong paradoxus gefunden wurde. Der kleine Dinosaurier aus 126 Millionen Jahre alten Ablagerungen in China hatte Federn. Was im ersten Moment nicht ungewöhnlich klingt – zu diesem Zeitpunkt kannte man bereits viele gefiederte Dinos – hatte Sprengkraft. Dilong war ein sehr früher Tyrannosaurier. Es ist daher anzunehmen, dass seine Nachfahren, wie Tyrannosaurus rex, ebenfalls gefiedert waren. Diese Theorie wurde 2012 noch gestärkt, als mit Yutyrannus huali ein weiterer Tyrannosaurier mit Federn auftauchte. Wem der Gedanke an T-rex als mörderisches Riesenhuhn missfällt, kann sich damit trösten, dass vom „König der Saurier“ noch keine fossilen Federn nachgewiesen wurden. Die Tyrannenechsen waren die größten landbewohnenden Fleischfresser aller Zeiten. Wie alle anderen Nichtvogel-Dinosaurier starben sie am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren aus.

Steckbrief von Tyrannosaurus rex

Tyrannosaurus Rex Vergleich

Systematik: Theropoda, Tyrannosauridae

Länge: 12 Meter

Gewicht: 7 Tonnen

Ernährung: Fleischfresser

Alter: späte Kreidezeit, 68-66 Millionen Jahre

Fundort: westliches Nordamerika

 

Wussten Sie, dass… 
Tyrannosaurus rex der teuerste Dinosaurier aller Zeiten ist?

Vollständige Skelette von Dinosauriern sind selten und ihre Bergung und Präparation extrem kostspielig. Erst 1996 wurde ein 7,5 Meter langes Skelett eines Allosaurus mit dem Spitznamen „Ken“ bei einer Auktion in Lyon in Frankreich für 1,1 Millionen Euro ersteigert.  Wenn es sich dann noch um eine Ikone wie den T-Rex handelt, können die Preise rasch explodieren. Im Jahr 1990 wurde Sue, ein weiblicher T-rex, in South Dakota ausgegraben und 1998 in einer Auktion zum Kauf angeboten. Das Skelett von Sue ist zu etwa 80% erhalten und ist damit der vollständigste T-rex, der je gefunden wurde. Eine wissenschaftliche Sensation, die ihren Preis hat. Damals wurde das Fossil von einem Konsortium aus privaten und öffentlichen Geldgebern um 8,3 Millionen Dollar gekauft und dem Field Museum in Chicago geschenkt. Heute wäre diese Summe ein Schnäppchen! Etwas billiger sind Abgüsse. Eine Replik des Schädels des ebenfalls berühmten T-rex „Stan“ ist schon für 9.000 Euro zu haben.

Ankylosaurus magniventris

Der „härteste“ Saurier

Dozent Dr. Mathias Harzhauser

Wie ein Panzer auf vier Beinen sah Ankylosaurus aus. Nacken, Rücken und Hüften waren durch ein Korsett aus Knochenplatten, Höckern und kleinen Stacheln geschützt. Sein Schädel erinnert an einen Helm, denn die Oberseite war durchgehend durch zusammengewachsene Knochenplatten abgedeckt, die bis zu den Augen reichten. Zwei etwas längere Platten formten dreieckige, nach hinten ragende Hörner am Hinterhaupt und zwei ähnliche Platten bedeckten die Wangen. Selbst an der Schädelspitze trug er einen harten Schnabel. Der Vergleich mit einem Panzer passt auch hinsichtlich seiner Größe. Mit bis zu neun Metern Länge war er nur wenig kleiner als der „Leopard 2“, der größte Panzer des österreichischen Bundesheeres.

Die extreme Panzerung brachte dem Dino auch seinen Namen: Ankylos kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „gebogen“. Ankylosaurus heißt somit „gebeugte Echse“. Der Artname magniventris ist ebenfalls wenig schmeichelhaft und bedeutet „mit großem Bauch“.

    Slider Ankylosaurus

Tagesbeschäftigung: Vielfraß

Die blattförmigen Zähne des Ankylosaurus hatten leicht gezackte Ränder und eigneten sich gut, um Pflanzen abzurupfen.Es fehlten aber Zähne, um die Nahrung auch zu zerreiben und vor dem Schlucken zu zerkleinern. Trotz des robusten, panzerartigen Aussehens war der Körperschwerpunkt des Ankylosaurus zu niedrig, um Bäume einfach umzustoßen. Da er sich sicher auch nicht aufrichten konnte, war er auf Bodenpflanzen wie Farne und niedere Büsche spezialisiert. Bis zu 60 Kilogramm Nahrung musste ein Ankylosaurus täglich verspeisen und war damit wahrscheinlich den Großteil des Tages beschäftigt. Daher vermuten einige Wissenschaftler, dass der ungewöhnlich breite Rumpf, der ihm seinen Artnamen einbrachte, dazu diente, ein komplexes Verdauungssystem unterzubringen, in dem die Nahrung in mehreren Stufen aufbereitet wurde. 

Knochenkeule mit Superwirkung 

Sehr intelligent waren die Ankylosaurier wahrscheinlich nicht, wie ihr kleines Gehirn vermuten lässt. An ihren Lebensraum waren sie aber perfekt angepasst und für Fleischfresser eine nur schwer zu knackende Beute. Schon allein die gewaltige Größe des rund 3,5 Tonnen schweren Ankylosaurus schreckte sicher viele Feinde ab. Obwohl harmloser Pflanzenfresser, war mit dem Dino-Panzer nicht zu spaßen. Denn die Tiere verließen sich nicht nur auf ihr passives Verteidigungssystem in Form der Panzerung. Am Schwanz drohte eine mächtige Knochenkeule, die durch kräftige Sehnen mit den Schwanzwirbeln verbunden war und sehr flexibel geschwenkt werden konnte. Sie dürfte wohl als Waffe gegen Angreifer eingesetzt worden sein. In Computermodellen reichte ein Hieb mit der Keule eines erwachsenen Ankylosaurus aus, um die Beinknochen von großen Raubdinosauriern wie T-rex zu zerschmettern. Eventuell wurde die Keule auch im Kampf zwischen Artgenossen verwendet. Anscheinend vermieden die gepanzerten Dinosaurier aber lieber den Kontakt mit potenziellen Fressfeinden. Bei einem Verwandten des Ankylosaurus fanden sich an der Oberfläche der Knochenplatten chemische Verbindungen, die Reste von ehemals roten Farbpigmenten sind. In anderen Bereichen fehlten die Pigmente und der Dino war wahrscheinlich heller gefärbt. Gemeinsam ergibt sich daraus ein Tarnmuster, das die Tiere zusätzlich vor Feinden schützte.

Panzerung als Erfolgsrezept der Evolution 

Ankylosaurus magniventris erschien erst zwei Millionen Jahre vor dem Aussterben aller Nichtvogel-Dinosaurier und war einer der letzten großen Dinosaurier. Die ersten Verwandten des Ankylosaurus tauchten aber schon vor 157 Millionen Jahren im Jura auf. Die gepanzerte Lebensweise war somit für mehr als 90 Millionen Jahre ein Erfolgsrezept. Die Strategie war jedoch erdgeschichtlich nicht neu. Schon vor 400 Millionen Jahren, lange bevor die ersten Wirbeltiere das Land eroberten, setzten die Panzerfische oder Placodermi auf den Schutz durch eine starre Rüstung aus Knochenplatten. Bei einigen Placodermi steckten sogar die Flossen in einem dicken Panzer. Sie wurden bald von wendigeren Urfischen verdrängt, zu denen auch unsere Vorfahren gehören. Auch innerhalb der Reptilien waren die Ankylosaurier nicht die ersten „Panzer“, denn Schildkröten begannen schon vor 220 Millionen Jahren ihre Körper effektiv durch eine knöcherne Hülle zu schützen. Völlig unabhängig dazu entwickelten gleichzeitig die im Meer lebenden Pflasterzahnsaurier Panzer aus Knochenplatten. Im Gegensatz zu den Schildkröten verschwanden sie aber noch im frühen Erdmittelalter wieder.

Auch Säugetiere setzten mehrfach unabhängig auf Panzerungen: In Asien und Afrika formen Schuppentiere aus dreieckigen Hautplatten einen flexiblen Körperschutz, der an einen Tannenzapfen erinnert. Horn- und Knochenplatten bilden die schützende Hülle der mehrheitlich südamerikanischen Gürteltiere. Entfernte Verwandte der heutigen Gürteltiere waren die eiszeitlichen Glyptodonten oder Riesengürteltiere. Sie lebten in Süd- und Zentralamerika und waren perfekte Pendants zu den Ankylosauriern. Wie bei den Dinos waren Körper und Kopf durch verwachsene Knochenplatten bedeckt. Der Schwanz war wie bei einer Ritterrüstung durch einzelne Knochenringe geschützt und blieb dadurch beweglich. Das war auch nötig, denn bei einer Riesengürteltierart saß am Schwanz sogar eine Keule wie beim Ankylosaurus. Sie war bedrohlich gezackt und erinnert an den Morgenstern eines mittelalterlichen Ritters. Während die Ankylosaurier vor 66 Millionen Jahren durch einen Asteroideneinschlag ausgelöscht wurden, starben die geologisch viel jüngeren Riesenfaultiere erst vor 12.000 Jahren aus. Neben der Änderung des Klimas und damit der Umwelt am Ende der letzten Eiszeit dürfte auch die Bejagung durch Menschen den Riesengürteltieren zum Verhängnis geworden sein.

Steckbrief von Ankylosaurus magniventris

Ankylosaurus Vergleich

Systematik: Ornithischia, Ankylosauridae

Länge: 9 Meter

Gewicht: 3,5 Tonnen

Ernährung: Pflanzenfresser

Alter: späte Kreidezeit, 68-66 Millionen Jahre

Fundort: Nordamerika

Wussten Sie, dass…
es auch in Österreich Ankylosaurier gab?

Zur Zeit der Dinosaurier waren die Bereiche, die später Österreich bilden sollten, weitgehend durch den Tethys-Ozean bedeckt. Erst gegen Ende der Kreidezeit, vor etwa 80 Millionen Jahren, begannen sich kleine Inseln aus dem Meer zu heben. Dichte tropische Sumpfvegetation und Süßwasser bildeten die Bedingung dafür, dass sich Wirbeltiere auf diesen Inseln ansiedeln konnten. Die geologischen Spuren dieser Archipele in Form von Kohleflözen finden sich bei Muthmannsdorf, rund 12 Kilometer nordwestlich von Wiener Neustadt. Einige wenige Knochen, die beim Abbau gefunden wurden, erwiesen sich als Überreste eines Dinosauriers, der 1871 als Struthiosaurus austriacus beschrieben wurde. Dieser europäische Verwandte des amerikanischen Ankylosaurus lebte ebenfalls in der späten Kreidezeit, wurde aber nur etwa 2,5 Meter lang und trug zusätzlich zu den Knochenplatten noch lange Stacheln. Da nur wenige Einzelknochen bekannt sind, ist das genaue Aussehen des Struthiosaurus jedoch unklar.

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

 

Doz. Dr. Mathias Harzhauser ist Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien.

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rekonstruktion fossiler Ökosysteme und die Paläogeographie Eurasiens in der Erdneuzeit

Arambourgiania philadelphiae

Der größte Flugsaurier

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Flugsaurier oder Pterosaurier waren die ersten Wirbeltiere, die sich perfekt an das Leben in der Luft angepasst hatten. Sie sind keine echten Dinosaurier, sondern stammen wie diese von frühen Archosauriern ab. Die ersten Flugsaurier treten in der späten Trias vor rund 228 Millionen Jahren auf, ihre letzten Vertreter vor 66 Millionen Jahren an der Grenze von Kreide zu Tertiär. Pterosaurier waren bereits 60 Millionen Jahre vor den Vögeln hervorragende Flieger und weltweit verbreitet. Ihre Fossilien wurden daher mit Ausnahme der Antarktis überall auf der Welt gefunden.

Die Flughaut wurde über den stark verlängerten vierten Finger aufgespannt und war auf der Höhe des Oberschenkels am Körper befestigt. So entstanden weite Schwingen, mit denen die Flugsaurier aufsteigende Luftströmungen nutzen und im Gleitflug weite Strecken zurücklegen konnten. Einige Pterosaurier waren auch gute aktive Flieger und könnten sogar wie moderne Zugvögel jahreszeitliche Wanderungen zwischen den Kontinenten unternommen haben.

    3 Euro Münze Arambourgiania

Die ältesten und ursprünglichsten Formen, die Rhamphorhynchoidea, sind an den langen, knöchernen Schwänzen erkennbar – eine Erbschaft ihrer Archosaurier-Vorfahren. Sie lebten vorwiegend in Küstennähe und erbeuteten Fische und Tintenfische. Im späten Jura wurden sie allmählich von den moderneren Pterodactyloidea oder Kurzschwanzflugsauriern verdrängt. Pterodactyloidea hatten einen kürzeren Schwanz, aber einen längeren Hals und einen längeren Kopf. Sie waren die größten fliegenden Lebewesen, die jemals existiert haben. Einige Arten besiedelten auch weit von der Küste entfernte Lebensräume. Ihre vielfältigen Schädel- und Kieferformen zeigen, dass sie sehr unterschiedliche Fressgewohnheiten hatten. Bei den modernsten Gruppen waren die Zähne reduziert und die Kiefer erinnern an einen Pelikan-Schnabel.  Eine Gruppe entwickelte sogar ein Reusengebiss, mit dem sie wie Flamingos nach Kleinlebewesen fischte. Viele Kurzschwanzflugsaurier hatten auffällige und vielgestaltige Knochenkämme am Hinterkopf. In extremen Fällen konnte dieser Kopfschmuck länger als der Körper des Flugsauriers sein. Die Funktion dieser Kämme ist umstritten. In Computersimulationen erwiesen sich die Kämme für die Flugfähigkeit weder als besonders förderlich noch als sonderlich hinderlich. Wahrscheinlich dienten sie der Kommunikation und Erkennung zwischen Artgenossen.

Die größten Flugsaurier finden sich in der Familie der Azhdarchiden. Hinter diesem unaussprechlichen Namen verbirgt sich das persische Wort „Aždahā“, das „Drache“ bedeutet. Die größten Arten erreichten Flügelspannweiten von 10 bis zu 13 Metern bei einer Körperlänge von etwa 80 cm. Ihre Hälse waren stark verlängert und trugen lange, große Schädel mit speerartigen Kiefern. Am Boden stehend, reichten sie mit Ihren langen Hälsen bis zu 5 Meter in der Höhe.

Der größte Vertreter der Azhdarchiden ist Arambourgiania philadelphiae, dokumentiert durch bis zu 80 Zentimeter lange Halswirbel und einige wenige andere Wirbelfragmente. Die Größe dieser Tiere kann daher nur anhand des Vergleichs mit besser bekannten und vollständigeren Skeletten von verwandten Arten errechnet werden. Aufgrund dieser Vergleiche dürfte allein der Hals von Arambourgiania drei Meter Länge erreicht haben.

Die fossilen Knochen des Flugsauriers wurden in den 1940er Jahren beim Bahnbau in Jordanien gefunden und später vom französischen Paläontologen Camille Arambourg untersucht. Er erkannte, dass es sich um eine neue Sauriergattung handelte, verwendete aber in seiner Publikation leider einen Namen, der schon für ein Insekt vergeben war. Da nicht zwei verschiedene Tiere den gleichen wissenschaftlichen Namen haben dürfen, musste der Name ersetzt werden, und der Flugsaurier erhielt den etwas umständlichen Namen Arambourgiania zu Ehren seines Erstbeschreibers. Erst 2016 wurde ein weiterer Halswirbel eines großen Flugsauriers aus Tennessee in Nordamerika entdeckt, der vielleicht ebenfalls zu Arambourgiania gehört. Sollte diese Bestimmung korrekt sein, würde das darauf hindeuten, dass Arambourgiania auch den noch jungen Nord-Atlantik überfliegen konnte. Doch wie konnte so ein Riese überhaupt fliegen? Obwohl die Tiere bis zu 200 Kilogramm schwer waren, konnten sie aktiv losfliegen. Dazu nutzten sie beim Losstarten ihre starken Flugmuskeln, um sich in die Luft zu erheben. Nach einer kurzen Phase aktiven Flügelschlags gingen sie in einen Segelflug über, bei dem sie Aufwinde nutzten. Dabei dürften sie Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht haben und waren damit etwas langsamer als ein moderner Albatros.

Kurioserweise waren die größten Flugsaurier aber vielleicht gar keine passionierten Flieger. Wahrscheinlich lebten sie, wie Störche und Marabus, überwiegend am Boden. Fossile Spuren von Azhdarchiden-Flugsauriern aus Korea belegen, dass sich die großen Tiere wie moderne Schreitvögel gut am Boden fortbewegen konnten. In kleinen Gruppen dürften sie in Flusslandschaften und offenen Wäldern kleinere Dinosaurier und andere Reptilien gejagt haben. Dabei gingen sie auf ihre eingeklappten Flügel gestützt und hatten mit ihren hoch aufragenden Hälsen perfekten Überblick über Beute und potentielle Feinde. Aus der Entfernung hätten sie wie eine bizarre Kreuzung aus Marabu und Giraffe gewirkt. Auffälliger Weise sind mittelgroße Raubsaurier zu der Zeit, als die Azhdarchiden ihre größten Formen entwickelten, relativ selten. Die Flugsaurier könnten daher einfach deren ökologische Nische übernommen haben. Auch auf den Inseln des Tethys-Ozeans, wo große Raubsaurier fehlten, übernahmen die Azhdarchiden die Spitze der Nahrungskette.

Steckbrief von Arambourgiania philadelphiae

Arambourgiania philadelphiae

Systematik: Pterodactyloidea, Azhdarchidae

Flügelspannweite: 13 Meter

Gewicht: 200 Kilogramm

Ernährung: Fleischfresser

Alter: späte Kreidezeit, 72-66 Millionen Jahre

Fundort: Ruseifa, Jordanien

Wussten Sie, dass… 
Flugsaurier nicht die ersten Lebewesen waren, die den Luftraum eroberten? 

Schon vor 310 Millionen Jahren begannen Urlibellen mit bis zu 80 Zentimeter Flügelspannweite, in den Steinkohlenwäldern des Karbons zu fliegen. Vor 255 Millionen Jahren folgten im Perm mit Coelurosauravus auch die Reptilien in die Luft. Das kleine, eidechsenähnliche Tier war aber nur zum Gleitflug mittels aufgespannter Hautlappen fähig. Neben den Insekten waren die Vögel die erfolgreichsten Flieger der Erdgeschichte. Ihre Evolution begann vor 150 Millionen Jahren im Schatten der schon weit verbreiteten Flugsaurier.  Da Vögel als Zweig der Dinosaurier betrachtet werden, sind die Dinosaurier somit noch heute mit über 10.000 Arten weltweit vertreten. Zuletzt „erfanden“ auch die Säugetiere, unabhängig von allen anderen Tiergruppen, den aktiven Flug. Mehr als 170 Millionen Jahre nach den ersten Flugsauriern begann im frühen Eozän die Erfolgsgeschichte der Fledermäuse. Mit „nur“ 1100 Arten sind sie aber wesentlich weniger divers als unsere modernen Dinos.

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

 

Doz. Dr. Mathias Harzhauser ist Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien.

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rekonstruktion fossiler Ökosysteme und die Paläogeographie Eurasiens in der Erdneuzeit

Mosasaurus hoffmanni

Der größte Meeressaurier

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Mosasaurier sind eine ausgestorbene Reptiliengruppe, die von an Land lebenden Waranen abstammt. Sie entstanden relativ spät im Erdmittelalter während der Kreidezeit und starben vor 66 Millionen Jahren ohne Nachfahren aus. Sie waren weltweit verbreitet und entwickelten fast 40 verschiedene Gattungen mit vielen Arten.

Der größte bekannte Mosasaurier war Mosasaurus hoffmanni, der eine Körperlänge von bis zu 17 Metern erreichte. Damit übertraf er einen moderneren Pottwal um 5 Meter. Die ersten Schädelreste dieses Meeresreptils wurden 1764 im holländischen Maastricht gefunden. Zwar wusste man damals noch nicht, worum es sich dabei handeln könnte, doch das geheimnisvolle Objekt wurde so bekannt, dass es 1794 von Truppen des französischen Revolutionsheeres geraubt und nach Paris verschleppt wurde. Die Bedeutung des Fundes zeigt auch die für den Raub ausgesetzte Belohnung von „600 Flaschen vorzüglichen Weins“. Im Laufe der Jahre wurde der Schädel als Reste eines großen Fisches, eines Wals und eines Krokodils interpretiert. Erst der berühmte Anatom Georges Cuvier bemerkte die Ähnlichkeit mit modernen Waranen und 1822 erhielt das Fossil schließlich seinen Gattungsnamen, der sich vom lateinischen Wort „Mosa“ für den Fluss Meuse ableitet.

    Super Saurier - Mosasaurus

Nicht alle Mosasaurier waren Riesen. Die kleinsten Vertreter erreichten gerade einmal einen Meter Länge. Ihr Körperbau lässt noch die Verwandtschaft mit Waranen erahnen. Der Kopf ist relativ groß, zugespitzt und kaum vom Körper angesetzt. Die Kiefer waren mit einer Reihe spitzer Zähne bewährt und hatten wie Schlangen ein Doppelgelenk. Dieses Gelenk und die flexibel verbundenen Schädelknochen erlaubten den Tieren auch sehr große Beute hinunter zu würgen. Der Körper war stromlinienförmig verlängert und endete in einem langen Schwanz mit großer Schwanzflosse. Wie bei den Ichthyosauriern war das Wirbelsäule am Schwanz nach unten gebogen und stütze die Schwanzflosse. Arm- und Beinknochen waren stark verkürzt während zahlreiche Finger und Zehenknochen lange Paddeln bildeten. Der kräftige Schwanz dient wahrscheinlich auch als Hauptantrieb beim Schwimmen. So waren die Tiere perfekt an das Leben im Meer angepasst. Als Reptilien mussten sie aber zum Atmen an die Wasseroberfläche.

Da Mosasaurier Fossilien nicht selten sind, wurden bei einigen wenigen Skeletten sogar Abdrücke der Haut entdeckt. Sie zeigen, dass die Tiere mit kleinen Schuppen, wie jenen von Schlangen, bedeckt waren. Teilweise waren die Schuppen gekielt, was wie bei den Hautplatten von Haien den Wasserwiderstand beim schnellen Schwimmen reduziert haben könnte. In einigen wenigen der fossilen Hautschuppen konnten sogar noch Farbpigmente nachgewiesen werden. Sie zeigen, dass die Mosasaurier, ähnlich wie der Weiße Hai, eine dunkle Oberseite und eine helle Unterseite hatten. Diese Farbgebung ist nicht untypisch bei Meerestieren, da sie den Körper gut tarnt. Von oben wird das Tier gegen die Dunkelheit der Tiefe fast unsichtbar, während der helle Bauch von unten betrachtet mit dem hellen Hintergrund der Wasseroberfläche verschwimmt. Diese Tarnung war sicher von Vorteil, wenn die Mosasaurier im seichten Wasser Jagd auf Tintenfische und Fische machten. Fossile Mageninhalte beinhalten aber auch Knochen von anderen Mosasauriern, von Schildkröten, Seevögeln und Flugsauriern. Sogar Zähne von Haien wurden gefunden. Mosasaurier waren also nicht sehr wählerisch was ihre Beute betraf und schreckten selbst vor Kannibalismus nicht zurück. Häufige Kieferverletzungen sind auf ihre aggressive Lebensweise, aber auch auf Kämpfe mit Artgenossen zurückzuführen. Die Augen waren dabei durch einen Ring aus Knochenplatten geschützt.

Ihren großen Erfolg verdankten die Mosasaurier wahrscheinlich dem Verschwinden ihrer Konkurrenz. Vor etwa 90 Millionen Jahren starben aus bisher ungeklärten Gründen die Fischsaurier oder Ichthyosaurier aus. Zur gleichen Zeit verschwanden die Pliosaurier, deren Kopf anders als bei Mosasauriern vom Körper durch einen kurzen Hals abgesetzt war. Ichthyosaurier und Pliosaurier waren lange die vorherrschenden Meeresreptilien. Ihre ökologische Nische als Topräuber in der Nahrungskette der Meere besetzten nun die Mosasaurier. Diese Position teilten sie sich wahrscheinlich mit den ebenfalls bis zu 15 Meter langen Plesiosauriern. Diese Meeresreptilien unterschieden sich von den Mosasauriern durch den kleinen Kopf, der an einem stark verlängerten Hals saß. Diese sehr unterschiedlichen Körperformen lassen auf deutlich verschiedene Lebensweisen schließen. Mosasaurier und Plesiosaurier waren daher wahrscheinlich keine direkten Nahrungskonkurrenten. Zusätzlich profitierten die Mosasaurier vom hohen Meeresspiegel der späten Kreidezeit. Die Meere drangen weit auf die Kontinente vor und weite Flachmeere entstanden. Eines der bekanntesten dieser kreidezeitlichen Meere war der „Western Interior Seaway“ der sich mit bis zu 1000 km Breite von der Arktis im Norden bis in den Golf von Mexiko im Süden durch ganz Nordamerika erstreckte. Dieses seichte, warme und Nährstoff reiche Meer war Lebensraum vieler Meeresreptilien. Einige der spektakulärsten Mosasaurier Fossilien stammen daher aus dieser Region.

Auch in der Wissenschaftsgeschichte nimmt Mosasaurus hoffmanni einen herausragende Stellung ein. Er war das erste Reptil, bei dem von den Wissenschaftlern weitgehend akzeptiert wurde, dass es eine nicht mehr existierende Art aus einer noch wenig verstandenen Vorwelt war. Eine revolutionäre Idee war geboren!

Steckbrief

Super Saurier - Mosasaurus

Systematik: Squamata, Mosasauridae

Länge: 17 Meter

Gewicht: 14 Tonnen

Ernährung: Fleischfresser

Alter: späte Kreidezeit

Fundort: Maastricht, Holland

Wussten Sie, dass… 
nicht alle Reptilien Eier legen?

Bereits vor über 300 Millionen Jahren „erfanden“ Reptilien Eier mit harter Hülle, in denen die Embryos mit Nährstoffen versorgt waren und vor dem Austrocknen geschützt blieben. Diese perfekte Anpassung an das Landleben wurde Millionen Jahre später für Reptilien zum Problem, die sich wieder ins Meer vorwagten. Heutige Meeresschildkröten müssen zur Eiablage an Land und vergraben ihre Eier im Sand am Strand. Für die großen Mosasaurier, Ichthyosaurier und Plesiosaurier war das nicht mehr möglich. Wie gestrandete Wale wären ihre Körper ohne den Auftrieb des Wassers wahrscheinlich an Land nicht ausreichend gestützt gewesen und ihre Lungen wären kollabiert. Auch waren die zu Flossen umgebildeten Beine der Mosasaurier und Ichthyosaurier nicht mehr für einen Landgang geeignet. Alle diese Meeresreptilien lösten das Problem indem sie lebende Jungen zur Welt brachten. Dies belegen spektakuläre Fossilfunde von Embryonen in fossilen Mosasaurier- und Ichthyosaurier-Skeletten.

Spinosaurus aegyptiacus

Der größte Fleischfresser aller Zeiten

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Einer der ungewöhnlichsten Dinosaurier ist zugleich der größte derzeit bekannte Fleischfresser – größer als TyrannosaurusSpinosaurus aegyptiacus ist der Star der Kinderzimmer. Erste Knochen des Riesen wurden bereits 1912 in Ägypten entdeckt, nach München transportiert und 1915 vom deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach sehr ausführlich wissenschaftlich beschrieben. Obwohl Stromer nur Skelettteile eines nicht ganz ausgewachsenen Tieres beschrieb, zeigten seine Untersuchungen bereits, dass es sich um ein ungewöhnlich großes Tier handeln musste, das sich wesentlich von allen anderen bekannten Dinosauriern unterschied. Da die Fossilien durch einen Bombenangriff der Alliierten im Zweiten Weltkriegs verloren gingen und amerikanische sowie asiatische Dinosaurier in Mode waren, geriet der afrikanische Spinosaurus wieder in Vergessenheit.

Erst neue Funde in den 2000er Jahren ließen das Interesse wieder aufflammen. Staunend rekonstruierten Wissenschaftler ein gigantisches Lebewesen mit einer Körperlänge von bis zu 18 Metern. Schon der Schädel ist mit bis zu 1,75 Meter Länge größer als bei allen anderen bisher bekannten Dinosauriern. Mit seinen großen konischen Zähnen, dem langgezogenen, relativ schmalen Kiefer und den hoch gelegenen Nasenlöchern erinnert der Schädel stark an ein Krokodil. Zwischen den Augen hatten die Tiere am Schädeldach einen kleinen Knochenkamm. Seine Vorderarme waren kräftig, dürften aber kaum zum Laufen verwendet worden sein.  Spinosaurus war im Wesentlichen ein Zweibeiner. Dem stehen kurze Hinterbeine und ein langer Rumpf entgegen, die das Gehen auf den Hinterbeinen sicher erschwerten. Dieser Körperbau dürfte auf eine mehrheitlich aquatische Lebensweise zurückzuführen sein.

    Supersaurier - Spinosaurus

Der Gattungsname Spinosaurus – das lateinische „Spina“ bedeutet Stachel – verweist auf ein weiteres außergewöhnliches Merkmal: Bis zu 1,65 Meter lange Dornfortsätze der Rückenwirbel bildeten eine Reihe aus Dornen, die im Nacken begann und am Schwanzanfang endete. Schon Stromer war von dieser Struktur fasziniert und diskutierte bereits die Möglichkeit, dass es sich um Muskelansätze eines Höckers gehandelt haben könnte. Was im ersten Moment bizarr klingt, ist bei den Säugetieren durchaus mit Gegenbeispielen in Form der langen Dornfortsätze bei Bison, Wisent, Nashorn und Elefant belegt. Sie befinden sich aber immer im Halsbereich und dienten dazu, die Nackenmuskulatur zu unterstützen. Diese Funktion konnten die Dornen von Spinosaurus aufgrund ihrer Position offensichtlich nicht übernehmen. Daher verwarf schon Stromer diese Theorie. Einige Wissenschaftler spekulieren auch, dass die Dornen einen Buckel aus Fettgewebe gestützt haben könnten – ähnlich wie bei einem Kamel. Hier fehlt aber ein modernes Analogon, da gerade Kamele keine verlängerten Wirbelfortsätze unter dem Höcker entwickeln. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Dornen mit Haut bespannt waren und ein Segel bildeten. Die Funktion des Segels ist – wie sollte es auch anders sein – bei Fachleuten umstritten. Recht logisch scheint die Idee, dass Spinosaurus das Segel zur Wärmeregulierung nutzte. Halb im Wasser liegend wäre das der Sonne zugewandte Segel bestens zur Wärmeaufnahme geeignet gewesen. Bei Überhitzung hätte verstärkte Blutzirkulation in der Segelmembran für Kühlung gesorgt. Zusätzlich hätte das Segel durch Muster und Farben als Signal für Artgenossen dienen können. Dass das Segel dazu diente, um auf Feinde noch größer und abschreckend zu wirken, wie einige Paläontologen vermuten, ist weniger überzeugend, wenn man bedenkt, dass Spinosaurus ohnehin selbst der größte und gefährlichste Zeitgenosse in seinem Lebensraum war.

Super Saurier - Spinosaurus

Fossilien von Spinosaurus werden besonders in Ägypten und Marokko gefunden. In der späten Kreidezeit war diese Region eine ausgedehnte Küstenlandschaft mit Gezeitenkanälen, Mangrovenwäldern und üppiger Vegetation.  Hier lebten die Tiere wahrscheinlich ähnlich wie Krokodile zum Teil in Wasser und zum Teil an Land. Der Kiefer des Spinosaurus entspricht dem eines Fischfressers, was auch Fischschuppen im Mageninhalt belegen. Auch geochemische Untersuchungen am Zahnschmelz zeigten, dass Fische ein Hauptbestandteil des Speiseplans waren. Eine weitere Theorie ist, dass Spinosaurus sein Segel und seinen langen flexiblen Schwanz dazu genutzt haben könnte, um Fischschwärme im Wasser zusammen zu treiben. Eine ähnliche Jagdstrategie zeigen auch Fächerfische und Drescherhaie. Um dabei möglichst effektiv zu sein, müssten die Jäger aber in Gruppen kooperiert haben. Ob sich diese Interpretation durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Wie Krokodile hat Spinosaurus sicherlich auch größere Wirbeltiere erlegt, die ihm zu nahe kamen. Sogar Flugsaurier mussten sich in Acht nehmen, wie der Fund eines Zahns zeigt, der noch immer in einem Pterosaurier-Knochen steckt.

Jedenfalls hat Spinosaurus dem Tyrannosaurus in Filmen wie Jurassic Park III und Ice Age 3 den ersten Platz als populärster Bösewicht abgerungen. 

 

Steckbrief von Spinosaurus aegyptiacus

Systematik: Theropoda, Spinosauridae

Länge: 18 Meter

Gewicht: 9 Tonnen

Ernährung: Fleischfresser

Alter: frühe und späte Kreidezeit, 112-94 Millionen Jahre

Fundort: Nordafrika

Wussten Sie, dass… Spinosaurus nicht der einzige Saurier mit Segel war?

So ungewöhnlich das Segel des Spinosaurus auch scheint, einzigartig war es nicht. Schon vor 300 Millionen Jahren hatten frühe Reptilien wie der pflanzenfressende Edaphosaurus lange Rückenstacheln, auf denen ein Hautsegel aufgespannt war. Seine Dornfortsätze waren zusätzlich noch mit Querstreben verstärkt. Auch sein naher Verwandter, der Fleischfresser Dimetrodon, besaß schon vor 290 Millionen Jahren ein hohes Rückensegel. Viele Millionen Jahre später, während der frühen Kreidezeit, trug der 10 Meter lange Sauropode Amargasaurus einen seltsamen Halsschmuck aus einer Reihe gegabelter Dornfortsätze der Halswirbel. Ob die Knochenstrahlen des südamerikanischen Riesen ebenfalls mit einem Hautsegel überspannt waren, ist aber unklar. Sogar zeitgleich mit Spinosaurus lebte in Nordafrika ein anderer Dino, der völlig unabhängig ein Rückensegel entwickelt hatte: der mit dem Iguanodon verwandte, rund 8 Meter lange Pflanzenfresser Ouranosaurus. In allen Fällen vermuten die Wissenschaftler, dass die Segel zur Wärmeregulierung, zur Tarnung oder als Erkennungssignal für Artgenossen dienten.

Doz. Dr. Mathias Harzhauser

Doz. Dr. Mathias Harzhauser ist Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien.

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rekonstruktion fossiler Ökosysteme und die Paläogeographie Eurasiens in der Erdneuzeit.

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