Goldbarren aufgestapelt

Gold in Krisenzeiten

Staatsverschuldung

Bei Inflations- oder Schuldenkrisen gilt Gold als Wertanlage erster Wahl. Schon seit längerem leiden die Industrienationen unter einer hohen Staatsverschuldung. Die Corona-Pandemie hat die Verschuldung kräftig in die Höhe getrieben. So liegt in einigen Staaten, darunter den USA, die Staatsverschuldung mittlerweile in Regionen, die man bislang nur aus Kriegszeiten kannte. Standen die US-Staatsschulden im Jahre 1980 noch bei einer Billion USD, so beträgt die Staatsverschuldung 2021 bereits fast 30 Billionen USD. Zur Veranschaulichung: Dies würde bei einem Goldpreis von 60.000 USD je Kilo einer Goldmenge von knapp 500.000 Tonnen entsprechen, also einem Vielfachen der Menge, die im Laufe der Geschichte gefördert wurde. Das strukturelle Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben, aber auch der tiefgreifende demografische Wandel werden die Staatsschulden weiter anschwellen lassen und erschweren eine Rückführung der Schuldenstände.

Das Zinsniveau

Während die Schulden explodierten, stieg der Zinsdienst nur gering an. Dies liegt daran, dass die Zinsen im Laufe der letzten Jahrzehnte auf Allzeit-Tiefststände gesenkt wurden und die Schuldner die alten Schulden mit immer neuen, niedriger verzinsten Schulden refinanzieren konnten. Das bedeutet aber auch, dass steigende Zinsen einen deutlich höheren Zinsdienst zufolge haben würden. Selbst in einem relativ konservativen Szenario würde der Zinsdienst in den USA 2051 bereits 8,6% des Bruttoinlandsprodukts ausmachen bzw. fast einem Drittel der gesamten Steuereinnahmen entsprechen.

Es gibt nur wenige Auswege aus dieser Schuldenfalle: einerseits das „Herauswachsen“ aus den Schulden durch hohes Wirtschaftswachstum, andererseits drastische Budgetkürzungen und rigide Sparmaßnahmen bzw. deutlich höhere Steuerquoten oder eine stete Dosis der sogenannten „finanziellen Repression“. Unter finanzieller Repression versteht man den Zustand wenn die nominalen Zinssätze niedriger sind als die Teuerungsrate. Anders ausgedrückt: Die Realzinsen sind negativ. Dies senkt die Zinsaufwendungen des Staates und trägt zur realen Reduktion der Schuldenlast bei. Deshalb wird das Zinsniveau vermutlich auf Sicht der nächsten Jahre tief belassen werden und die Realzinsen negativ bzw. sehr niedrig bleiben. Dies ist tendenziell ein klar positives Umfeld für den Goldpreis.

Überschuldung und Inflation

Überschuldung ist oftmals nur die andere Seite der Medaille der Inflation. Auch wenn heutzutage der Begriff „Inflation“ meist als Synonym für steigende Konsumentenpreise verwendet wird, so ist es wichtig, dieser sprachlichen Ungenauigkeit auf den Grund zu gehen. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Lateinischen, „inflare“ bedeutet aufblähen. Konkret deutet der Begriff auf die Ausweitung der Geldmenge hin, was in weiterer Folge meist zu steigenden Konsumentenpreisen – oder auch „Preisinflation“ – führt.

Die heutige Notenbankpolitik sieht ein gewisses Maß an Preisinflation als gesund an. Von der EZB wird für den Euroraum ein jährlicher Kaufkraftverlust in Höhe von „nahe, aber unter 2%“ angestrebt. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen führen, dass ein Wertverlust von 2% pro Jahr zu einem kumulierten Kaufkraftverlust von knapp 50% innerhalb von 20 Jahren führt.

 

Papiergeldsystem

Besonders einfach ist die Geldmengenausweitung in einem ungedeckten Papiergeldsystem durchzuführen. Seit dem Ende des Bretton-Woods-Abkommens im Jahre 1971 sind praktisch alle Währungen komplett ungedeckt. Zuvor leiteten die Währungen ihren Wert und ihre Kaufkraft von einer – zumindest teilweisen – Deckung durch Gold ab.

Notenbanken erweitern, vereinfacht gesagt, die Geldmenge, indem sie Staatsschulden in Form von Staatsanleihen mit neu geschaffenem Geld ankaufen. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass das Geldmengenwachstum und in weiterer Folge der Konsumentenpreisanstieg in einem Papiergeldsystem wesentlich höher ist als bei einer Golddeckung. Rolnick und Weber stellen in einer breit angelegten Studie fest, dass die durchschnittliche Teuerungsrate in Papiergeldsystemen bei 9,2% liegt, bei einem Goldstandard jedoch lediglich bei 1,8%.

Gold behält Kaufkraft

Es gibt viele langfristige Vergleiche, welche belegen, dass Gold trotz aller Krisen auch über Jahrhunderte seine Kaufkraft behielt. So konnte man beispielsweise dem Alten Testament zufolge im 6. Jahrhundert vor Christus im alten Babylon für eine Unze Gold 350 Laib Brot erwerben. Auch heute noch erhält man dafür in etwa den gleichen Gegenwert. Das extremste Beispiel des letzten Jahrhunderts dürfte jedoch die deutsche Hyperinflation 1923 darstellen, während der man mit 500 Gramm Gold ganze Häuserblöcke erwerben konnte. Zwar dürfte das Schreckensgespenst der Hyperinflation in Europa kaum wieder auftauchen, das Beispiel verdeutlicht jedoch die hervorragende Eignung des gelben Metalls als Wertaufbewahrungsmittel und die Bedeutung als krisenfester Eckpfeiler einer ausgewogenen Veranlagungsstrategie.

Nikolaus Kopernikus schrieb bereits vor mehr als 500 Jahren in seinem „Memorandum über Geld und Inflation“: „Unter den unzähligen Übeln, welche den Zerfall ganzer Staaten herbeiführen, sind wohl vier als die vornehmlichsten anzusehen: innere Zwietracht, große Sterblichkeit, Unfruchtbarkeit des Bodens und die Verschlechterung der Münze. Die ersten drei liegen so klar zutage, dass sie schwerlich irgendjemand in Abrede stellen wird. Das vierte Übel jedoch, welches von der Münze ausgeht, wird nur von wenigen beachtet, und nur von solchen, welche ernster nachdenken, weil die Staaten allerdings nicht beim ersten Anlauf, sondern ganz allmählich und gleichsam auf unsichtbare Weise dem Untergang anheimfallen.“

Im Lauf der Geschichte hat sich gezeigt, dass sich Gold gerade in widrigen wirtschaftlichen Situationen hervorragend als Fels in der Brandung der Wertanlagen eignet. Gold bleibt Gold, in sicheren und unsicheren Zeiten.

Münzronden