Es ist der Geist der Graveurie, Entwürfe im Team zu besprechen, Ideen freimütig auszutauschen und dem anderen zuzuarbeiten.
Dieses harmonische Zusammenspiel der Künstler:innen ist wesentlich am ausgezeichneten Erfolg beteiligt. Das Team arbeitet mit Liebe zum Detail und Perfektion. Erfahrung und jede Menge Herzblut spiegeln sich in ihren Münzen.
Das Graveur:innen-Quartett steht in einer langen und ehrenwerten Tradition und alle fühlen sich ihr verpflichtet. Stellvertretend für ihre Kolleg:innen aus der Produktion, dem Werkzeugbau und dem Marketing stehen die Graveur:innen mit der künstlerischen Qualität ihrer Arbeit immer wieder im Rampenlicht internationaler Auszeichnungen.
Wie planen und koordinieren Sie typischerweise den Start einer neuen Münze oder Münz-Serie?
Rebecca Wilding: Wenn es um neue Münzen oder Serien geht, kommt die Marketingabteilung mit einer Idee oder einem Motiv auf uns zu. In dieser Phase arbeiten wir eng zusammen, da gibt es eine fortlaufende Abstimmung zwischen Graveurie und Marketing. Nach der finalen Entwurfsauswahl durch den Vorstand beginnen wir mit der Umsetzung am Modell. Spätestens ab diesem Zeitpunkt arbeiten wir dann eng mit dem Werkzeugbau zusammen.
Was würden Sie als wichtige Eigenschaften für die Zusammenarbeit hier im Team definieren, aber auch mit den anderen Abteilungen?
Rebecca Wilding: Wichtig ist, dass man menschlich gut miteinander auskommt. Das gilt auch für die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen. In Besprechungen hat jeder die Möglichkeit seine Meinung zu äußern und sie wird von den anderen respektiert und ernst genommen. Alle haben die Chance, sich aktiv einzubringen und ihre Ideen zu präsentieren.
Helmut Andexlinger: Ich denke, viel hängt davon ab, dass wir bei der Transformation einer Idee in ein Produkt gleichzeitig die technischen Anforderungen und Herausforderungen mitdenken. Die Komplexität der Projekte besteht darin, dass wir als Vermittler zwischen der Idee und der Umsetzung die technische Machbarkeit im Auge behalten müssen.
Die Mitarbeiter:innen im Werkzeugbau freuen sich, dass die Zusammenarbeit mit Ihrer Abteilung so gut funktioniert und dass sie sich auch einbringen können. Ein Gemeinschaftssinn ist hier zu spüren und dass es eine gemeinsame Gesprächsebene gibt.
Helmut Andexlinger: Umgekehrt ist das für uns genauso. Wir brauchen einen Werkzeugbau, der den Willen hat, neue Ideen umzusetzen. Da muss man sich auch trauen, Neuland zu betreten. Generell ist hier im Haus die Bereitschaft festzustellen, Neues auszuprobieren.
Kathrin Kuntner: Das war auch die Grundvoraussetzung für die Serie „Die Sprache der Blumen“. Zunächst war die Idee, die Blumen abzudrucken, eine „Spinnerei“ und man musste sich gemeinsam Gedanken zur Umsetzung machen. So haben wir schließlich auch eine Lösung gefunden.
Anna Rastl: Der Werkzeugbau bemüht sich wirklich darum, unsere Gedankenflüge umzusetzen. Zwar gibt es manchmal ein Schmunzeln, wenn wir mit neuen Ideen kommen, aber man sieht anhand der Ergebnisse, dass es funktioniert. Sonst gäbe es keine Silber-Niob-Münzen, keine Blumen-Serie.
Sie erhalten das Briefing Münzen zu entwickeln, deren Form Himmelserscheinungen wie die Milchstraße, das Schwarze Loch oder Neutronensterne repräsentieren soll. Eine erste Idee zur Form der Münze Milchstraße gab es auch schon. Trotz der Beratung durch Physiker ist dies eine herausfordernde Aufgabe, richtig?
Helmut Andexlinger: Ja, natürlich. Wir lesen, recherchieren, sprechen mit den Expert:innen, sichten Fotos und dann müssen wir eine Idee entwickeln, wie diese Form aussehen könnte. Wir suchen nach einer geeigneten Interpretation des Phänomens. Diese Form besprechen wir mit den Kolleg:innen vom Werkzeugbau. Können wir so etwas konstruieren? Und wenn die Form dann grob steht, dann wird das Design dazu gebaut.
Im Anschluss gehen Sie dann zurück zum Werkzeugbau und sagen, hier muss etwas konkav sein, dort muss es eine Welle sein etc.
Helmut Andexlinger: Ja, in der Regel erstellen wir zuerst Modelle der gewünschten Formen entweder mit Modelliermasse oder auch digital im Querschnitt. Der Werkzeugbau nutzt diese Modelle als Grundlage und baut daraus die entsprechenden Formen nach, um schließlich den Stempel dreidimensional zu konstruieren.
Die Kolleg:innen drucken dann einen Prototyp am 3D-Drucker. Aber wie wird aus einem 3DAusdruck ein Prägestempel?
Helmut Andexlinger: Der wird gefräst. Wenn das Design exakt auf die Form angepasst wurde, dann fräsen die Kolleg:innen im Werkzeugbau den ersten Stempel, mit dem dann die Probeprägung durchgeführt wird. Hier sieht man zum ersten Mal die Früchte wochenlanger Arbeit und erkennt auch, wo man eventuell noch optimieren muss.
Das gesamte Interview finden Sie im Geschäftsbericht 2022 zum Nachlesen.
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