Blick auf das Hauptmünzamt, Ansichtskarte, Foto: © Carl (Karl) Ledermann, Wien Museum

Hauptmünzamt am Heumarkt

Das 1835-1838 erbaute Hauptmünzamt am Heumarkt ist bis heute Sitz der Münze Österreich AG.

Geprägte Freiheit – die Geschichte der Münze Österreich AG

Seine Freiheit erkaufte sich der englische König mit Silber. Rund 12 Tonnen des edlen Metalls sollen es gewesen sein, die der Engländer Richard Löwenherz an den Babenberger Herzog Leopold zahlte. Die beiden waren in Streit geraten und Leopold hatte Richard Löwenherz ganz nach roher mittelalterlicher Sitte gefangen genommen. Für die Freilassung hatte er keck Lösegeld gefordert – und auch bekommen. Nun musste bestimmt werden, was mit dem Schatz geschehen sollte. Leopold entschied sich dafür, das Silber zu Münzen zu prägen.

Wir schreiben das Jahr 1194. Die Geschichte der Münze Österreich AG beginnt, der ersten Wiener Prägestätte. Erst rund 200 Jahre später wird sie erstmals auch urkundlich erwähnt. Beheimatet war die Prägestätte zunächst in der Nähe des Hohen Marktes, dann in der Wollzeile und später in der Himmelpfortgasse, im Winterpalais des Prinzen Eugen. Ihren heutigen Sitz am Heumarkt hat die Münze seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das prachtvolle Gebäude ist immer noch Produktionsstätte und Verwaltungsgebäude.

Zahlreiche Prägemethoden kamen in den vergangenen 825 Jahren zum Einsatz. Bis ins 16. Jahrhundert war es der Prägehammer, mit dem Münzen geschlagen wurden. Es folgten Walzenprägung, Taschenwerk und Spindelprägung. Ab ca. 1830 begann man mit der Ringprägung, die im Wesentlichen noch immer verwendet wird und eine gleichmäßig runde Form erzeugt. Moderne Maschinen prägen heute übrigens bis zu 700 Münzen pro Minute.

Genauso bedeutende wie zeitlose Erzeugnisse von höchster Qualität wurden mit allen Prägemethoden hergestellt. Seit Anbeginn spielt auch die solide und traditionelle Handwerkskunst der Wiener Münze eine tragende Rolle. Bereits 1733 wurde in Wien die Graveur-Akademie gegründet. Hochbegabte Graveure gestalten nach wie vor außergewöhnliche Kunstwerke.

Besonders stolz ist die Münze Österreich AG heute auch auf die langjährige Zugehörigkeit der Menschen, die für sie arbeiten. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Münzen nicht nur ein Job, sie sind ihre Leidenschaft.

Eines der international anerkannten Glanzstücke ist der Maria-Theresien-Taler. Er entstand 1780, im Todesjahr der Kaiserin. Der Maria-Theresien-Taler ist heute die bekannteste und meistgeprägte Silbermünze der Welt.

Durch zahlreiche in der ganzen Welt bekannte Motive wird die Münzprägestätte immer wieder zum Botschafter Österreichs. So gehört auch der Goldene Wiener Philharmoniker zu den Produkten mit Weltbedeutung. Diese Münze hat den erfolgreichen Verlauf der Unternehmensgeschichte ganz entscheidend beeinflusst. Sie ist eine der weltweit gefragtesten Prägungen aus reinem Gold.

Münzen entstanden im Laufe der Zeit in zahlreichen Münzstätten im ganzen Land: Unter anderem in Graz, Krems, Salzburg, Innsbruck oder Villach. Mit der Entstehung der Republik Österreich im Jahr 1918 wurde das Wiener Hauptmünzamt dann zur einzigen Prägestätte. Und ist es auch heute noch. Im Jahr 1989 bekommt das alte „Amt“ einen neuen Namen: Die Münze Österreich AG wird als Tochterunternehmen der Oesterreichischen Nationalbank neu gegründet.

Als Global Player gehört das Unternehmen heute zur internationalen Elite unter den Anbietern von Zahlungsmitteln. Die im Herzen von Wien geprägten kunstvollen Münzen werden auf der ganzen Welt von Anlegern, Sammlern und Schenkern hoch geschätzt.

Hauptmünzamt Wien, Kupferstich, um 1838
Hauptmünzamt Wien, Kupferstich, um 1838, Foto: Johann Caspar Weinrauch, Public domain, Wikimedia Commons
Maria Theresien Taler aver
Die meistgeprägte Silbermünze der Welt

Der Maria-Theresien-Taler ist wohl die bekannteste Silbermünze der Welt. Erstmals wurde er 1741 geprägt und hatte im Verlauf seiner Geschichte wechselndes Aussehen.

Als „Levantiner-Taler“ ermöglichte er den Aufbau des Handels mit dem Mittleren Osten und später mit Afrika und behauptete sich 200 Jahre lang als der primäre Handelstaler. Die große Bedeutung zeigte sich auch darin, dass Münzstätten in Rom, London, Paris, Brüssel und auch Bombay den Maria-Theresien-Taler weitgehend originalgetreu nachprägten.

Zur Münze
Gefangennahme von Richard Löwenherz in Erdberg bei Wien, Foto: Wikimedia Commons
Gefangennahme von Richard Löwenherz in Erdberg bei Wien. Foto: Wikimedia Commons

Zeitleiste

Die Münze Wien entsteht am Hof der Babenberger nachdem der erste Teil des Lösegeldes für Richard Löwenherz eingetroffen ist.

Wo genau die Münze errichtet wurde, ist heute nicht mehr bekannt, allerdings wurde bei den 800-Jahr Feierlichkeiten zur Wiener Münze 1994 eine Gedenktafel in Wien, Am Hof angebracht. An der Stelle wo Historiker den Standort der Münze vermuten.

Aus Platzmangel musste die Wiener Münze immer wieder umziehen, im Jahre 1371 wird ein Münzhaus auf der Wollzeile erstmals urkundlich erwähnt. In diesem Haus verbleibt die Münze bis ins 18. Jahrhundert, hier trägt sich auch das Wunder um die Verschonung von der Pest zu und die daraus resultierende Wallfahrt. 

Erste Versuche der Walzenprägung und somit der beginnenden industriellen Fertigung scheitern allerdings in Wien mangels der erforderlichen Wasserkraft. In Hall in Tirol und anderen Prägestätten wird diese Art der Prägung aber erfolgreich angewandt. Die Technik ist so revolutionär, dass in Segovia von Tiroler Handwerkern eine Walzenprägemaschine (wohlgemerkt aus Holz gefertigt) errichtet wird.

Da die Walzenprägung auf Grund der fehlenden Wasserkraft in Wien nicht erfolgreich angewendet werden konnte, setzt sich um 1650 das Taschenwerk als Prägewerkzeug durch. Bei dieser Art der Prägung werden zwei halbrunde Stempel gleichzeitig von beiden Seiten auf ein Münzband (Zain) gedrückt. Charakteristisch für diese Art der Prägung ist der Umstand, dass diese Münzen nie eine exakt runde Form erhielten. 

Um 1700 setzt sich in der Münzprägung die aus Frankreich stammende Erfindung der Spindelpresse (auch Balancier genannt) auf Grund ihres schönen Prägebildes immer mehr durch. Bei dieser Art der Prägung wird der Druck durch eine rotierende Spindel die durch große Eisenkugeln noch beschleunigt wird erzeugt. Dies Prägetechnik kommt heute noch bei Schauprägungen und in leicht abgeänderter Form in der Medaillenprägung zum Einsatz.

Karl VI. gründet in Wien eine Graveur-Akademie.

Die Münze übersiedelt in die Himmelpfortgasse in das ehemalige Winterpalais des Prinzen Eugen.

Der erste Maria-Theresien-Taler wird im Todesjahr der Kaiserin geprägt.

Das Hauptmünzamt bestellt zwei Kniehebelpressen.

Der Bau des neuen Münzhauses wird von Kaiser Franz I. angeordnet. 1835-37 entsteht die Münzprägestätte an ihrem heutigen Standort „Am Heumarkt“ in Wien.

Nach dem Ende der Monarchie ist das Wiener Hauptmünzamt nun die einzige Prägestätte Österreichs.

Das Hauptmünzamt wird zur Münze Österreich AG als Tochterunternehmen der Oesterreichischen Nationalbank.

Im Oktober 1989 gibt die Münze Österreich den ersten Goldenen Wiener Philharmoniker (1 Unze Feingold) heraus.

Drei Jahre nach der Erstausgabe ist der Wiener Philharmoniker die meistverkaufte Anlagemünze der Welt.

Die Münze Österreich AG prägt als erste Prägestätte weltweit eine Silber-Niob-Münze.

Im Februar 2008 wird die erste europäische Silber-Bullionmünze auf den Markt gebracht: der Wiener Philharmoniker 1 Unze Feinsilber.

Im Februar 2016 gibt die Münze Österreich AG den Wiener Philharmoniker aus reinem Platin (Feingehalt 999.5) aus.

Die Münze Österreich AG feiert ihr 825-Jahr-Jubiläum. Innovationen, wie die besondere Schüsselprägung „50 Jahre Mondlandung“, bereichern den Münz-Markt.