Produktion des Wiener Philharmoniker in Gold

Ist Gold aktuell günstig oder teuer?

Die Frage, ob der Goldpreis aktuell günstig oder teuer ist, hängt von der Erwartung ab, ob Gold in Zukunft im Preis steigen wird.

Das Wichtigste in Kürze

  • Für die Zentralbanken wird Gold als Währungsreserve immer wichtiger.
  • Die Goldnachfrage verschiebt sich von West nach Ost aufgrund des höheren Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums, unterstützt durch den hohen gesellschaftlichen Stellenwert von Gold.
  • Im Vergleich zu Aktien ist Gold eher günstig.

Für einen Anleger ist es entscheidend, wie sich der Preis seines Investments entwickeln wird. Er erwirbt das Anlagegut nicht, weil ihm die Sache an sich so gut gefällt, sondern in der Hoffnung darauf, dass er die Sache zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkaufen kann. Die Frage, ob Gold aktuell teuer oder günstig ist, hängt also von der Erwartung ab, ob Gold in Zukunft im Preis steigen wird. Für Anleger ist darüber hinaus der Vergleich mit anderen Anlageinstrumenten wie Aktien, Anleihen oder Investitionen von Bedeutung, wobei bei diesem Vergleich insbesondere das relative Risiko jeder Anlage berücksichtigt werden muss.

Der Goldmarkt erlebt gerade einen fundamentalen Wandel. Zum einen wird insbesondere Asien immer wichtiger für die Goldnachfrage, während der Westen an Einfluss verliert. Zum anderen haben seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 die Zentralbanken ihre Goldnachfrage deutlich ausgebaut.

Zentralbanken setzen verstärkt auf Gold

Die Sanktionierung der russischen Währungsreserven als unmittelbare Reaktion des Westens auf den Ausbruch des Ukraine-Krieges hat zu einer Zäsur auf dem Goldmarkt geführt. Über Nacht wurde Gold als neutraler Vermögenswert ohne Gegenparteirisiko deutlich aufgewertet. Insbesondere asiatische Zentralbanken mit der chinesischen Zentralbank an der Spitze haben ihre Nachfrage nach Gold deutlich ausgeweitet.

Von 2010 bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges im ersten Quartal 2022 lagen die durchschnittlichen Goldkäufe bei 117 Tonnen pro Quartal. In den ersten sieben Quartalen nach Ausbruch des Ukraine-Krieges kam es zu mehr als einer Verdoppelung auf 291 Tonnen pro Quartal. Damit erhöhten die Zentralbanken ihren Anteil an der Gesamtnachfrage von rund 10% auf fast 25%. In einer im Juni 2024 veröffentlichten Umfrage erwarten die befragten Zentralbanken mehrheitlich eine weitere Aufstockung der Goldreserven infolge der sich verfestigenden geopolitischen Spannungen.

Grafik Goldkäufe der Zentralbanken in Tonnen
Quelle: World Gold Council, Incrementum AG

Die Goldnachfrage wandert immer stärker von West nach Ost

Nicht-westliche Staaten und Regionen dominieren in den anderen Segmenten der Goldnachfrage ebenfalls und das erheblich. Goldschmuck wurde 2023 insgesamt im Umfang von 2.092 Tonnen nachgefragt. Davon entfielen 630 t auf China, 562 t auf Indien und 171 t auf den Nahen Osten. Zusammen genommen entspricht das fast zwei Dritteln der weltweiten Schmucknachfrage. Die wichtigsten Nachfrager nach Goldbarren und -münzen waren 2023 ebenfalls China (279 t), Indien (185 t) und der Nahe Osten (114 t), die zusammen für fast die Hälfte des Gesamtvolumens von 1.189 t verantwortlich zeichneten.

Insbesondere Indien und die Golfstaaten sind goldaffine Gesellschaften, deren Wirtschaft und Bevölkerung wächst. Chinas Wirtschaftswachstum hat sich etwas abgekühlt, ist aber noch immer deutlich höher als in den westlichen Industriestaaten. Daher dürfte die Nachfrage aus dieser für den Goldmarkt bedeutenden Weltregion hoch bleiben.

 

Gold im Vergleich zu Aktien

Im Vergleich mit Produktivgütern wie z. B. Aktien ist Gold aktuell eher günstig. Das Verhältnis zwischen Dow-Jones-Index und Gold drückt aus, wie viele Unzen Gold benötigt werden, um jeweils eine Einheit des gesamten Dow-Jones-Industrial-Index zu kaufen. Bei einem Indexstand des Dow-Jones von aktuell (06/2024) etwas mehr als 39.000 und einem Goldpreis/Unze von etwas mehr als 2.300 USD ergibt sich ein Verhältnis von 17,0. Das heißt, man benötigt 17 Unzen Gold, um eine Einheit des aus 30 Einzeltiteln bestehenden Dow-Jones-Index zu kaufen.

Goldbarren-Stapel mehrere Industriebarren Seitenansicht

Aus historischer Sicht war Gold im Vergleich zum Dow-Jones-Index immer dann überbewertet, wenn das Verhältnis unter 5 fiel. Dies war zuletzt im Zuge des Crashs im Oktober 1987 der Fall. Seinerzeit sackte das Verhältnis auf ca. 3,5 ab. Anschließend entwickelten sich der Dow-Jones-Index und der Goldpreis diametral. Während der Goldmarkt in den folgenden Jahren seine langfristige Baisse fortsetzte, stieg der Dow-Jones-Index rasant an. Das Verhältnis erreichte schließlich im August 1999 sein Allzeithoch mit über 40.

Im vergangenen Jahrhundert lag im Zusammenhang mit extremen Finanzmarktverwerfungen zwei Mal ein Verhältnis von etwa 1 vor. Zuletzt war dies am Ende der stagflationären 1970er-Jahre der Fall, als der Dow-Jones bei etwa 900 Punkten notierte und eine Unze Gold 850 USD kostete. Auch nach dem großen Börsencrash im Jahre 1929 bestand eine Parität zwischen Gold und dem Dow-Jones-Index. Seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Abkommens 1971 lag der Durchschnitt bei 13,5, und damit unter dem aktuellen Niveau (06/2024). Somit ist Gold im Vergleich zu Aktien leicht unterbewertet.

Der US-Dollar hat hingegen gegenüber dem Dow-Jones-Index – und Gold – drastisch an Wert verloren. Schließlich bedeutet ein Anstieg des Aktienindex nichts anderes, als dass mehr US-Dollar benötigt werden, um einen Anteil an einem Unternehmen zu erwerben.

Grafik Dow-Gold-Ratio
Die Dow Jones/Gold-Ratio drückt das Preisverhältnis zwischen dem Dow Jones Index und Gold aus.

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